Förderzeitraum beendet

Netzwerkbildung, Produkte und Wohnorganisation – Qualifizierungszentrum für Demografie und Barrierefreiheit, Handwerkskammer Rhein-Main

Qualifizierung des Handwerks

Das Projekt

  • Aufbau einer Wissenswerkstatt und eines "Showrooms" (Schulungs- und Präsentationsraum) für handwerkliche Produkte und Dienstleistungen
  • Zusammenführung von barrierefreier und energetischer Sanierung
  • Weiterentwicklung und Akzentuierung der Lehrpläne

Der Standort

Bockenheimer Landstraße 21
60325 Frankfurt am Main
Hessen
www.hwk-rhein-main.de

Was es bietet

Der demografische Wandel ist da. Vor diesem Hintergrund nimmt die altersgerechte Gestaltung der Wohnung und unseres Wohnumfelds bereits heute eine immer wichtigere Rolle ein. Beim altersgerechten Umbau von Wohnungen und öffentlichen Einrichtungen fällt dem Handwerk als Leistungserbringer auf diesem Gebiet eine Schlüsselrolle zu.

Um dieser Rolle und den notwendigen Qualitätsstandards gerecht zu werden sind fachübergreifende Qualifizierungsmaßnahmen der Betriebe und deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter notwendig. Zum einen brauchen Betriebe neue Impulse, um auf die veränderten Bedürfnisse und Wünsche Ihrer älter werdenden Kundschaft eingehen zu können und zum anderen müssen die Arbeitsplätze innerhalb der Handwerksbetriebe so gestaltet werden dass sie von der immer älter werdenden Belegschaft ausgefüllt werden können.

Nicht nur der Bedarf an altersgerechten, barrierefreien Wohnungen steigt stetig, auch die Nachfrage nach haushaltsnahen Dienstleistungen für ältere Menschen nimmt zu.
Mit unseren Gewerke übergreifenden Bildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen ermöglichen wir es Handwerksbetrieben die notwendigen  Handlungsfähigkeiten  auf diesem Gebiet zu erlangen.  Ihren Kunden stehen Sie als Experten zur Verfügung, wenn Schwellen beseitigt, Haltegriffe angebracht, die Beleuchtung verbessert oder eine Dusche bodengleich angepasst werden muss.

Ein 2-tägiger Gewerke übergreifender Lehrgang bildet die Grundlage zur "Fachkraft Barrierefreies Bauen und Wohnen" und vermittelt Wissen zu den Themen: Altersbedingte Veränderungen, Praxisbeispiele aus der Wohnungsanpassung, Hilfsmittel, Finanzierung, Barrierefreies Bauen, DIN-Vorschriften, Gesetze, Marketing 50+
Während des Seminars gehen Sie in einem Alterssimulationsanzug auf eine Zeitreise und erleben die  typischen Einschränkungen älterer Menschen hautnah. Die Weiterbildung schließt mit der Zertifizierung durch die Hessische Fachstelle für Wohnberatung und der Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main ab.
Interessierte und engagierte Handwerksbetriebe, die sich mit ihren Angeboten und Dienstleistungen auf dem Markt erfolgreich positionieren möchten, können das Markenzeichen "Generationenfreundlicher Betrieb – Service + Komfort" des ZDH erwerben.

Netzwerk

Im Netzwerk "Barrierefrei Bauen und Wohnen" treffen sich qualifizierte Handwerker in regelmäßigen Abständen zum Informations- und Erfahrungsaustausch. Handlungs- und Marketingstrategien vor dem Hintergrund  des demografischen Wandels werden in ergänzenden Fachseminaren vermittelt. Eine besondere Bedeutung hat der Gewerke übergreifende  Inhalt. Handwerkerkooperationen und Arbeitsgemeinschaften sollen entstehen und die Maßnahme aus einer Hand abwickeln. Der Kunde hat einen Ansprechpartner, der alle Termine und Arbeiten bis zur Übergabe koordiniert. Um für die anspruchsvollen Kunden kreative Lösungswege zu finden werden im Fachseminar Handwerker-Kooperation und Zielgruppenmarketing gemeinsam mit Handwerkern Konzepte zur Umsetzung entwickelt und erarbeitet. Schwerpunkte: Fokussierung der Handwerksbetriebe auf ihre Zielgruppen, Sensibilisierung von Handwerkern für den Aufbau eines systematischen Dienstleistungs-Managements, die Entwicklung und Umsetzung von Kooperationen sowie die öffentlichkeitswirksame Vermarktung. An den Weiterbildungen nehmen zunehmend Gebäudeenergieberaterinnen und Gebäudeenergieberater teil. Im Fokus steht bei Ihnen die Verbindung von energetischer Sanierung und barrierefreier Modernisierung aus einer Hand. Anhand des Flyers "Energetisch sanieren – Barrieren abbauen" vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung werden schwerpunktmäßig Schnittstellen für beide Themen betrachtet und Lösungen erarbeitet.

Im "Gerontologischen Testanzug GERT" erfahren die Seminarteilnehmerinnen und -teilnehmer die alterstypischen Einschränkungen hautnah. Das "Alterszittern" kann am Tremorsimulator nachempfunden werden. Auch ein Rollstuhl steht zur Selbsterfahrung zur Verfügung. Brillen, die unterschiedliche Augenerkrankungen simulieren, können ausprobiert werden. Die Erfahrung, als "Hochbetagter" den Alltag meistern zu müssen, Treppen zu steigen, zu essen, zu trinken, zu lesen oder auch nur aufstehen und hinsetzen regt immer wieder zu Diskussionen an und hinterlässt bleibenden Respekt vor dem Alter.
Die Weiterbildung der Handwerkskammer wird auch von der Architekten- und Stadtplanerkammer sowie von der Ingenieurkammer Hessen anerkannt, sodass zunehmend Architekten und Bauingenieure an den Fortbildungen teilnehmen. Das regt zu oft lebhaften, fachlich geprägten Gesprächen und intensivem Austausch zwischen den Berufen an.
Der Unterricht findet zum Teil in der Schulungswerkstatt mit den barrierefreien Musterräumen statt. Die Ausstellung in diesen Räumen wird stetig aktualisiert und mit Produktneuigkeiten ergänzt. Auch das Netzwerk trifft sich hier in regelmäßigen Abständen. Die Produkte werden von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern einer kritischen Prüfung für den Einsatz in der Praxis unterzogen und bewertet.  
Die Schulungswerkstatt im Berufsbildungs- und Technologiezentrum Weiterstatt hat sich zu einem Treffpunkt entwickelt, wo sich Handwerkerinnen und Handwerker über Wohnen, Wohlbefinden, Komfort, die speziellen Bedürfnisse der Kundengruppe 50plus aber auch über persönliche Erfahrungen  mit der älter werdenden Kundschaft  austauschen. "Gut dass es diese Möglichkeit des Austausches und dieses Netzwerktreffen gibt", war die Aussage eines Teilnehmers.
Handwerkerinnen und Handwerker aus dem Netzwerk unterstützen die Arbeit der Handwerkskammer aktiv mit Ihrer Teilnahme an Informationsveranstaltungen und am Seniorentag. Als Referent stellen sie ihren Service, ihre Dienstleistungen, Produkte für die Zielgruppe 50plus und berichten von ihren positiven Erfahrungen mit der älter werdenden Kundschaft.

Auch das Thema "AAL- Altersgerechten Assistenzsystemen für ein selbstbestimmtes Leben zu Hause" wird für das Handwerk zu einem wichtigen Thema.
Bei der Veranstaltung "ZUKUNFT trifft Handwerk" haben Fachreferenten ihre marktreifen Produkte vorgestellt, die in innovative Wohnlösungen eingebunden, der zukunftsorientierten Kundschaft in einem barrierefreien Wohnumfeld mehr Sicherheit und Komfort bieten können. Gemeinsam mit AAL- Altersgerechten Assistenzsystemen, dem modernen Handwerk, einer aktiven Infrastruktur vor Ort und aufgeschlossenen Senioren, die ihr Wohl vor Augen haben, kann es gelingen, dass diese Seniorinnen und Senioren so lange wie möglich ein selbstständiges Leben zu Hause in der vertrauten Nachbarschaft führen können. Für den informierten Handwerker bieten sich hier neue Marktchancen und Handlungsfelder im Neubau und auch im Bestand.

Nachhaltige Wissensvermittlung

Curriculum für Meister-Lehrgänge der Anlagenmechaniker für Sanitär, Heizungs- und Klimatechnik
Für eine nachhaltige Wissensvermittlung wurden Module "Barrierefreies Bauen und Wohnen" für den Meister-Lehrgang entwickelt und in der Praxis erprobt. Nach der Vermittlung von Grundwissen werden in einer praxisorientierten  Übungsaufgabe ein bestehendes Duschbad in ein rollstuhlgerechtes Duschbad nach DIN 18040-2, uneingeschränkte Rollstuhlnutzung, Rollstuhl-zusätzliche Anforderungen umgestaltet. An Hand einer Bestandsaufnahme mit Bedarfsanalyse wird der Unterschied zu einer barrierefreien Lösung nach DIN 18040-2 erarbeitet. Die Aufgaben aller an der Maßnahme beteiligten Gewerke wurden analysiert  und in die Gesamtlösung eingearbeitet. Auch hier steht den Teilnehmerinnen und Teilnehmern zur Selbsterfahrung der "Gerontologische Testanzug GERT" zur Verfügung. Die Resonanz der Lehrgangsteilnehmer ist positiv. Viele können nun das Verhalten von Oma, Opa oder älteren Kunden, die sie im Alltag erleben, nachvollziehen und besser verstehen. Eine weitere praktische Übung ist im 2. Modul die Erfahrung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Rollstuhl. Bei einer geplanten Exkursion zu einem nahe gelegenen Verwaltungsgebäude müssen Hindernisse überwunden und abschließend die rollstuhlgerechte Toilette genutzt und bewertet werden.
Die im Bereich der Weiterbildung bestehenden Konzepte der Qualifizierung des Handwerks zur "Fachkraft Barrierefreies Bauen und Wohnen" werden reflektiert und  weiterentwickelt. In Fachseminaren werden die Wohnwünsche der Kundengruppe 50+, Normen und Gesetze sowie deren richtiger Einsatz für die Zielgruppe vermittelt. Weitere Fachseminare zum Thema Wohnungsanpassung für Menschen mit Demenz,  besondere Bedürfnisse blinder und sehbehinderter Menschen sowie Finanzierungsmöglichkeiten und Förderprogramme wurden konzipiert und regelmäßig durchgeführt.

Projektdetails

Träger

Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main