Offen für Neues

Darmstädter Genossenschaft Agora setzt Akzente und erhält Innovationspreis

Das alte Griechenland stand Pate: Agora als Versammlungsort, als Symbol der Mitwirkung freier Bürgerinnen und Bürger. Das passt genau auf das, was wir mit unserem Projekt verfolgen, dachte sich eine Gruppe engagierter Menschen und gründete das gleichnamige genossenschaftliche Projekt in zentraler Lage am Darmstädter Ostbahnhof. Ein Grundstück von über 5.000 Quadratmetern, 50 Wohnungen verteilt auf vier Gebäude, zudem 450 Quadratmeter Gemeinschaftsflächen – der Genossenschaft gelingt es, seit der Eröffnung 2017 das trockene Zahlenwerk mit Leben zu füllen: durch Angebote für Jung und Alt, soziales Miteinander und Gemeinschaft. Und auch wenn das mit dem Projekt entstandene Kultur-Café-Restaurant sich als ein Kernelement des Konzepts versteht, handelt es sich nicht um eine "Geschlossene Gesellschaft" – im Gegenteil: Es ist offen für Menschen aus dem Viertel und der Stadt, aus nah und fern. Kunst, Kultur, Musik und vieles mehr machen das Haus zu einem Anziehungspunkt im Quartier.

Den Akzent, den Agora für Partizipation, gesellschaftliche Beteiligung und städtebauliche Belebung setzt, erkannte auch die Jury des Wettbewerbs 'Preis für Innovation und Gemeinsinn im Wohnungsbau'. Aus 70 Bewerbungen setzte sich Agora als einer von zwei Hauptpreisträgern durch. Der vom Hessischen Umweltministerium gemeinsam mit der Liga der freien Wohlfahrtspflege ausgelobte Preis zielt darauf, innovative, nachbarschaftliche und auch bezahlbare Wohnangebote auszuzeichnen, die anderen als Vorbild dienen können.

Dr. Kirsten Mensch, Vorstandsmitglied von Agora, freut sich über die Resonanz, versteht diese jedoch gleichzeitig als Herausforderung: "Wir sind eine heterogene Gruppe, entscheiden basisdemokratisch. Das macht es bei den vielfältigen Aufgaben nicht immer leicht. Andererseits: Gemeinschaftliches Wohnen ist bereichernd, sorgt für gegenseitige Unterstützung, die wir hier im Alltag immer wieder erleben. Sei es, wenn jemand mal ins Krankenhaus gefahren werden muss, sei es, wenn das Kind zum Turnen gebracht und wieder abgeholt wird, oder aber, wenn es mal ein einfühlsames Gespräch braucht. Unsere neueste Aktivität ist ein Sportangebot für uns 'Agoris' mit Fitness und Krafttraining in unserem Gemeinschaftsraum. Dort machen viele mit, in der Altersspanne hoch bis über 80."

Innovative gemeinschaftliche Projekte zunehmend im Fokus

Projekte wie Agora leisten so auch vor dem Hintergrund der bundesweiten demografischen Veränderungen, insbesondere der älter und individualisierter werdenden Gesellschaft, wichtige Beiträge. Zum einen erfordert die zunehmende Zahl von Menschen, die alleine leben (mehr als 17 Millionen im Jahr 2017, entspricht 41 Prozent aller Haushalte) Antworten, die einer Vereinsamung und Isolation von Menschen entgegentreten. Hierzu leisten gemeinschaftsorientierte Wohnprojekte wie Agora einen mustergültigen Beitrag. Zudem gilt es, den Blick auf diejenigen zu richten, die in ihrer Selbstständigkeit eingeschränkt sind.

Während die Zahl hilfe- und pflegebedürftiger Menschen in den letzten Jahren erheblich angestiegen ist, ist es demgegenüber gelungen, den Anteil der Menschen, die auf ein Pflegeheim angewiesen sind, deutlich zu senken: von 29 Prozent im Jahr 2013 über 27 Prozent 2015 auf 24 Prozent im Jahr 2017. Fachleute werten dies als Erfolg der in diesem Zeitraum intensivierten Bemühungen, altersgerechte, auf Solidarität und gegenseitige Hilfe basierende Wohn- und Lebensumgebungen zu schaffen und so zumindest dazu beizutragen, dass unnötige Umzüge in Pflegeeinrichtungen vermieden werden können. Damit liegt diese Entwicklung im Zielkorridor des Themenfelds Zuhause im Alter des Bundesfamilienministeriums und der dort vertretenen Förderprojekte. Die Genossenschaft Agora steht hierfür stellvertretend; ihr ist zu wünschen, dass sie weiterhin auf Neugierde, Interesse und Verbreitung stößt.

Weitere Informationen

AGORA – Generationenübergreifendes Leben und Wohnen
www.agora-eg.de/

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