Anders als gewohnt: Nürnberg weiter mit Vorbildfunktion

Erfolg von "Wohnen Plus" auch acht Jahre nach Eröffnung

  • Die Idee:
    Einen inneren Versorgungsverbund in das Zentrum eines Projekts zu stellen und diesen mit modernem Wohnraum und einem Gemeinschaftserleben zu ergänzen.
  • Das Ziel:
    Die Schaffung eines solchen Wohnprojekts in genossenschaftlicher Hand.
  • Der Erfolg:
    Die Fertigstellung und Eröffnung des Projekts "Wohnen Plus – Alte, Alleinerziehende und Kinder" am 18. Dezember 2009 in Nürnberg.

Auf den bis heute hohen Stellenwert der Konzeption für das gesellschaftliche und soziale Miteinander hat das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend anlässlich des achtjährigen Bestehens des Projekts hingewiesen.

Auf bundesweit ungefähr 200 Projekte wurde die Zahl solcher Wohnformen vor rund zehn Jahren geschätzt. Inzwischen hat sich die Zahl nach Schätzungen etwa des Deutschen Instituts für Urbanistik auf circa 800 erhöht. Setzt man eine durchschnittliche Zahl von 20 Wohnungen pro Projekt an, ergibt dies 16.000 Wohnungen, bei im Schnitt zwei Personen pro Wohnung würden 32.000 Menschen direkt erreicht.

Der Erfolg der Verbreitung gemeinschaftlicher Wohnangebote in den letzten Jahren geht auch auf Pionierprojekte wie das in Nürnberg zurück. Dabei kommt der Idee "andersWOHNEN" mit dem Augenmerk auf alleinerziehende und gering verdienende Menschen auch eine besondere soziale Bedeutung zu. Der genossenschaftliche Ansatz eröffnet ein sicheres, langfristiges Wohnrecht und das Aufgehobensein in einer Gemeinschaft.  Ein Fünftel der Bewohnerinnen und Bewohner des Projekts am Nürnberger Karl-Bröger-Platz sind Menschen mit einer Migrationsbiografie.

Angebot weit unter tatsächlichem Bedarf

Die Beobachtung der Projekte zeigt aber auch: Es gibt eine hohe Nachfrage, die durch das bisherige Angebot nicht gedeckt wird. Bei einer repräsentativen Befragung der Deutschen Gesellschaft für Qualität e. V. im Jahr 2015 gaben rund 70 Prozent der Menschen zwischen 18 und 69 Jahren an, im Alter in einem Generationenhaus oder einer Wohngemeinschaft leben zu wollen. Bei einer Erhebung des Bundesverbands Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen und des Deutschen Mieterbunds im Jahr 2011 sagten 32 Prozent der Befragten ab 50 Jahren, ein Mehrgenerationenwohnen im Alter zu bevorzugen; in absoluten Zahlen sind dies rund 11 Millionen Menschen. Das Kuratorium Deutsche Altershilfe und die Wüstenrot Stiftung (2014) gehen davon aus, dass bei den gemeinschaftlichen Wohnprojekten (ohne Pflege-Wohngemeinschaften, die dem Heimrecht der Länder unterfallen) eine Versorgungsquote von nur 0,2 Prozent der 65-Jährigen und älteren Menschen festgestellt werden kann.

Weitere Informationen

Projekt andersWOHNEN Nürnberg:  www.anderswohnen-nuernberg.de

Dachverband der Wohnungsgenossenschaften: www.gdw.de

Genossenschaftsidee als immaterielles Weltkulturerbe: www.unesco.de/kultur/immaterielles-kulturerbe/bundesweites-verzeichnis/eintrag/genossenschaftsidee.html

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