Förderzeitraum beendet

Wohnheim Wennerstorf

Verbesserung der Wohn– und Lebensmöglichkeiten für Menschen mit Behinderungen

Das Projekt

  • Zwei Wohngruppen für Menschen mit Behinderungen im Erwerbsalter
  • Anknüpfung an die Tradition der Großfamilie
  • Umbau und Neubau auf einer alten Hofstelle
  • Anpassung unter Denkmalschutz stehender Hofgebäude
  • Verbindung von Wohnen, Arbeiten und Kultur
  • dörflicher Lebenszusammenhang
  • ehrenamtliches Engagement

Der Standort

Bürgermeisterweg 2
21279 Wennerstorf
Niedersachsen
https://www.kiekeberg-museum.de/das-sind-wir/stiftung/soziales-engagement

Nutzungskonzept

Integration hat am Kiekeberg Tradition

Seit über zwei Jahrzehnten sind Menschen mit Behinderungen in den Kulturbetrieb des Freilichtmuseums am Kiekeberg integriert. Sie arbeiten bei der Geländepflege, bei der Viehversorgung, in der Metallwerkstatt und bei Versandaktionen im Team mit. Weitere Beschäftigte mit Behinderungen sind seit 1997 auf dem Museumsbauernhof Wennerstorf, einer Außenstelle des Museums, überwiegend im Gemüse- und Obstanbau tätig. Die Lebenshilfe Lüneburg-Harburg unterstützt das Museum und sichert die pädagogische Anleitung der Menschen zum selbstständigen Arbeiten. 2002 entstand die Idee, Menschen mit Behinderungen nicht nur in die Arbeitswelt zu integrieren, sondern auch im Privatleben zu betreuen. Im Landkreis Harburg gibt es einen steigenden Bedarf an Betreuungsplätzen und das Interesse der behinderten Beschäftigten an einer betreuten Wohnmöglichkeit ist hoch.

Wohnen wie in der Großfamilie

Im Wohnheim Wennerstorf, das von der Stiftung Freilichtmuseum am Kiekeberg mit Unterstützung der Lebenshilfe Lüneburg-Harburg betrieben wird, leben Menschen mit Behinderungen in zwei familienähnlichen Wohngruppen. Jeweils sechs bis sieben Menschen wohnen mit einer Betreuerfamilie zusammen. Eine der beiden Familien übernimmt die Heimleitung. Um eine durchgängige Betreuung gewährleisten zu können, werden die Betreuerfamilien in eigenen Wohnungen im Dachgeschoss des Wohnheims leben. Die "Pflegeeltern" werden durch Fachpersonal (1,5 Entlastungskräfte) und durch junge Menschen, die ein Freiwilliges Soziales Jahr oder ein Praktikum machen, unterstützt. Ziel ist, auch Kinder der "Pflegeeltern" zu integrieren, da Erfahrungen in anderen Projekten zeigen, dass das Zusammenleben von Kindern und Menschen mit Behinderungen gut für die Persönlichkeitsentwicklung aller Beteiligten ist. Der Alltag der Bewohnerinnen und Bewohner soll abwechslungsreich, erfahrungsoffen gestaltet und strukturiert sein und eine möglichst große Zahl alltagsbezogener Lernmöglichkeiten bereit halten.

    Dörflicher Lebenszusammenhang

    Wennerstorf ist ein überschaubares, landwirtschaftlich geprägtes Dorf. Das kleine Wohnheim mit 13 Plätzen lässt sich gut in diese dörfliche Struktur integrieren. Die Wohngruppen werden einen ländlich geprägten Haushalt führen, in dem die Bewohnerinnen und Bewohner nach ihren Möglichkeiten auch die Versorgung von Kleintieren und des Gartens übernehmen. Der Umgang mit Tieren fördert die körperliche Aktivität, das Wohlbefinden und die Kommunikation. Außerdem wird auf der Hofstelle des Wohnheims in der ehemaligen Scheune eine Werkküche eingerichtet, in der landwirtschaftliche Produkte des Museumsbauernhofs weiterverarbeitet werden.

    Großes Bürgerengagement für das Projekt

    Die große Beteiligung der Menschen aus der Region zeigt den starken Rückhalt, den das Wohnheim in der Bevölkerung findet. Für das Projekt sind rund 260.000 Euro an Spenden und Geldern von öffentlichen Institutionen zusammengetragen worden, unter anderem aus Benefizkonzerten, Verkaufserlösen, Geburtstagsaktionen und von vielen Einzelspendern. Besonders aktiv war und ist der Förderverein des Freilichtmuseums am Kiekeberg. Viele Mitglieder des Fördervereins engagieren sich seit Jahren ehrenamtlich für das Museum, den Museumsbauernhof Wennerstorf und die Behindertenarbeit. Von diesem Engagement wird auch das Wohnheim Wennerstorf profitieren. Es ist zum Beispiel geplant, dass Personen aus dem Förderverein Bewohnerinnen und Bewohner regelmäßig in ihrer Freizeitgestaltung betreuen.

    Architektur

    Umbau einer alten Hofstelle

    Ein etwa 5.000 Quadratmeter großer Bauernhof im Dorfkern von Wennerstorf wurde zum Wohnheim umgebaut. Der denkmalgeschützte Bestand wurde erhalten und behutsam an heutige Sicherheitsbestimmungen (Brandschutz und anderes) und Anforderungen an das Wohnen angepasst. An Stelle des alten Schweinestalls entstand ein neues Wohnhaus. In der ehemaligen Scheune fand die Technikzentrale des Komplexes (unter anderem die Wärmepumpe) Platz.

    Ein zweiflügliger Neubau für die Wohngruppen

    Im ersten Bauabschnitt wurde das Wohnhaus mit 512 Quadratmetern Nettogrundfläche neu gebaut. Es öffnet sich nach Süden und Osten und bildet zusammen mit den anderen Gebäuden einen Hof. Die zwei Gebäudeflügel sind einander rechtwinklig zugeordnet und bieten jeweils einer Wohngruppe Platz. Im Erdgeschoss hat jede Bewohnerin und jeder Bewohner ein eigenes Zimmer (13 bis 19 Quadratmeter) mit Terrasse und direktem Zugang zum Garten, jeweils zwei Zimmern ist ein Bad zugeordnet. Zu jeder Wohngruppe gehört außerdem eine Wohnküche, in der gemeinsam gekocht wird. Alle Räume und die Außenanlagen sind barrierefrei, zwei Zimmer sind rollstuhlgerecht ausgestattet. Die betreuende Familie wohnt jeweils im Dachgeschoss in einer bedarfsgerechten und geräumigen Wohnung. Ein Büro für die Heimleitung und ein Besprechungszimmer befinden sich ebenfalls im Dachgeschoss, genau wie zwei Zimmer für Praktikanten.

    Ein Gemeinschaftsraum im denkmalgeschützten Bestand

    Im ehemaligen Schafstall, der unter Denkmalschutz steht, wurde in historisch nachempfundener Weise ein Gemeinschaftsraum eingerichtet. Auf etwa 90 Quadratmetern gibt es Platz für gemeinsame Freizeitaktivitäten wie Kinoabende, Musizieren, Theaterspielen, Basteln, Tischfußball und Familienfeiern. Das alte, ebenfalls denkmalgeschützte Bauernhaus wurde restauriert; dort entstanden Wohnungen für Mitarbeitende.

    Fazit

    Das Wohnheim Wennerstorf steht für ein modernes Bild der Inklusion, der Mitwirkung und Teilhabe von Menschen mit Behinderung. Es schafft durch kleinteiliges, übersichtliches Bauen hohe Lebens- und Wohnqualität in einer familiären, dörflichen Umgebung. Vor allem durch das kulturelle Engagement und die Verbindung von Wohnen und Arbeiten wird ein neuer Weg gegangen, der für die Bewohnerinnen und Bewohner einen fließenden Übergang vom Arbeitsleben in den Ruhestand und eine verlässliche, dauerhafte Betreuung und Begleitung ermöglicht.

    Projektdetails

    Träger

    Stiftung Freilichtmuseum am Kiekeberg
    Am Kiekeberg 1
    21224 Rosengarten-Ehestorf

    Betrieb in Kooperation mit

    Lebenshilfe Lüneburg-Harburg
    Vrestorfer Weg 1
    21335 Lüneburg

    Architekt

    PGN Architekten & Ingenieure
    Große Straße 49
    27356 Rotenburg / Wümme

    Fertigstellung

    1. Bauabschnitt Oktober 2008

    Gesamtkosten

    1.046.000 Euro

    Förderung BMFSFJ

    200.000 Euro

    Förderung MSFFG Niedersachsen

    125.000 Euro

    Fläche

    • 861 Quadratmeter Nettogrundfläche
    • davon Wohnheim 512 Quadratmeter
    • und Personal- und Betreuerwohnungen 349 Quadratmeter

    Plätze

    • 13 verteilt auf zwei Wohngruppen

    Zusätzliche Angebote

    • Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderungen im Freilichtmuseum am Kiekeberg und im Museumsbauernhof Wennerstorf
    • Einrichtung eines Arbeitsbereiches mit Werkküche und Manufaktur geplant