Förderzeitraum beendet

Altenhilfezentrum mit interkulturellem Schwerpunkt, Frankfurt am Main

Ältere Menschen mit besonderen Lebenshintergründen und Biografien

Das Projekt

  • Ersatzneubau eines Altenpflegeheims
  • Wohn- und Pflegegruppen insbesondere für ältere Migrantinnen und Migranten
  • kultursensible Pflege
  • Angebote zur Teilhabe und Mitwirkung
  • Zusammenarbeit mit interkulturellen Einrichtungen und Diensten im Stadtteil

Der Standort

Kurmainzer Straße 91-97
65936 Frankfurt am Main
Hessen
frankfurter-verband.de/einrichtung/victor-gollancz-haus

Nutzungskonzept

Zusammenleben unterschiedlicher Kulturen

Der Neubau dieses Altenhilfezentrums bietet alten und pflegebedürftigen Menschen mit unterschiedlichem kulturellen, biografischen und religiösen Hintergrund ein Zuhause. Insbesondere soll der Neubau dazu beitragen, die Wohn-, Pflege- und Betreuungssituation älterer Migrantinnen und Migranten zu verbessern. Das Nutzungs- und Pflegekonzept berücksichtigt deshalb auf besondere Weise die kulturellen Traditionen und die Religion älterer — meist muslimischer — Migrantinnen und Migranten. Das Altenhilfezentrum ist aber auch das neue Zuhause jener alten Menschen sein, die bisher im Pflegeheim "Victor Gollancz" lebten.

Kultursensible Pflege

Von besonderer Bedeutung ist das innovative Pflege- und Betreuungskonzept, das den spezifischen Anforderungen an den Lebensalltag gläubiger Muslime Rechnung trägt. Insbesondere betrifft dies die Lebensbereiche Ernährung und Körperpflege, schließt aber auch Gebetsrhythmen, rituelle Waschungen und die Sterbebegleitung ein. Um Sprachbarrieren abzubauen, plant der Träger bilinguale Pflegekräfte und Sprachmittler zu beschäftigen. Das Pflege- und Hauswirtschaftspersonal wird für den Bereich der kultursensiblen Pflege besonders qualifiziert. Da der Träger selbst eine Altenpflegeschule betreibt, gibt es dafür gute Voraussetzungen. Zugleich kann eine entsprechende Weiterbildung für das Personal des Zentrums für ambulante Dienste angeboten werden.

Leben in Wohngruppen

Das Altenhilfezentrum beherbergt insgesamt 10 Wohngruppen unterschiedlicher Größe. Zunächst steht eine Wohngruppe mit 11 Plätzen für Migrantinnen und Migranten zur Verfügung. Sollte sich die Nachfrage erhöhen, ist ausdrücklich vorgesehen, weitere entsprechende Wohngruppen zu schaffen. Hierzu wird die Entwicklung abzuwarten und auszuwerten sein; möglicherweise ergeben sich weitere Formen gemeinsamen Wohnens von Menschen mit und ohne Migrationshintergrund. Das Projekt legt hierbei insgesamt Wert auf Freiwilligkeit und auf Wahlmöglichkeiten: Unterschiedliche Formen des Wohnens und der Zusammensetzung der Wohngruppen sollen nicht vorgegeben, sondern soweit möglich von den Menschen selbst ausgewählt und bestimmt werden können. Zwei weitere Wohngruppen stehen speziell für demenziell erkrankte Menschen bereit.

Mit dem Stadtteil vernetzt

Das Nutzungskonzept zielt zugleich darauf, integrative Strukturen der Altenhilfe im Stadtteil zu fördern und auszubauen. Die Ansiedlung des Offenen Seniorendienstes und des Zentrums für ambulante Dienste im Altenhilfezentrum ist ein weiterer Beitrag dazu. Einen besonderen Stellenwert hat auch hier die interkulturelle Arbeit, in deren Rahmen vielfältige Kontakte zu Migrantenvereinen und den verschiedenen Moscheen in Frankfurt hergestellt wurden. Gemeinsame Veranstaltungen informieren über das neue Altenhilfezentrum und seine Möglichkeiten der Pflege und Betreuung für ältere Migrantinnen und Migranten.

Architektur

Notwendiger Ersatzneubau in zentraler Lage

Der Neubau des Altenhilfezentrums wurde nötig, weil das bisherige Altenwohn- und Pflegeheim "Victor Gollancz" im Stadtteil Hoechst den baulichen und sicherheitstechnischen Anforderungen nicht mehr entsprach. Dieses Heim — ein zehngeschossiges Haus — verfügte über 200 Plätze und wurde in der zweiten Jahreshälfte 2004 geschlossen.

Der Standort für den Neubau im Stadtteil Hoechst/Sossenheim bietet neben seiner zentralen Lage gute Einkaufsmöglichkeiten und - mit dem nahegelegenen Stadtpark - einen Ort der Ruhe und Entspannung.

Das Gebäude gliedert sich in vier Bauteile. Der straßenbegleitende und der die zwei anderen verbindende Bauteil sind dreigeschossig, die beiden übrigen haben vier Geschosse.

Ein verglaster Rundbau (Rotunde) - das Zentrum des Neubaus - verbindet als Gelenk die übrigen Baukörper miteinander. In dieser Rotunde befinden sich auf jeder Etage die Aufenthaltsräume, eine Verteilerküche und ein Speiseraum. Dort können die Mahlzeiten gemeinsam eingenommen werden. Für viel Licht und ein angenehmes Raumklima sorgen ein Glasdach und die Begrünung im Inneren. An den Rundbau schließen die Pflege- und Versorgungsseinrichtungen, wie zum Beispiel Personaldienstzimmer, Lagerräume und Pflegebäder an.

Im Erdgeschoss befinden sich westlich des Eingangs die Verwaltungsräume des Trägers mit dem Offenen Seniorendienst und der Zentrale für ambulante Dienste. Im östlichen Bereich lädt die Cafeteria ein; unmittelbar angrenzend bietet der Veranstaltungs- und Konferenzraum durch seine flexible Nutzbarkeit und Erschließung ausreichend Platz für Zusammenkünfte verschiedenster Art.

Im Untergeschoss gibt es einen islamischen Gebetsraum mit der Möglichkeit für rituelle Fußwaschungen und einen christlichen Gebetsraum mit Sakristei. Ferner finden sich im Untergeschoss die zentrale Küche, eine Kleinwäscherei sowie ein Gymnastik- und Therapieraum.

Wohngruppen in unterschiedlicher Größe

In den Obergeschossen gibt es jeweils vier und im Erdgeschoss zwei Wohngruppen, denen jeweils 10 beziehungsweise 12 Einzelzimmer zugeordnet sind. Die Einzelzimmer haben eine Größe von circa 24 Quadratmetern, verfügen über einen kleinen Vorraum und ein Bad. Jedes Einzelzimmer bietet durch einen französischen Balkon und bodentiefe Fenster gerade schwerstpflegebedürftigen Bewohnerinnen oder Bewohnern viel Licht und Blicke nach außen. Der Anteil der Plätze in Einzelzimmern liegt bei — begrüßenswerten — 100 Prozent. Die Flure der Wohngruppen haben viel Tageslicht und schaffen so auch eine angenehme Atmosphäre in den Aufenthaltsbereichen, die zu gemeinsamen Aktivitäten oder auch nur zu einem kleinen Plausch einladen.

Die äußere Erscheinung des Gebäudes wird durch den Kontrast von weißen Putzflächen und dunklen Fensterrahmen geprägt. Die Plastizität der Fassade unterstreichen Rücksprünge, verstärkt durch den außen liegenden Sonnenschutz.

Fazit

Das Altenhilfezentrum greift in beispielgebender Weise die spezifischen Bedürfnisse älterer Menschen mit Migrationshintergrund auf, hält maßgeschneiderte Angebote bereit und stärkt die Möglichkeit gesellschaftlicher Integration. Damit entspricht das Projekt der wachsenden gesellschaftlichen Aufgabe, für pflegebedürftige Migrantinnen und Migranten Angebote der stationären Betreuung zu erproben. Dies gelingt vorbildlich sowohl durch das Leitbild der kultursensiblen Pflege als auch durch eine anspruchsvolle, auf Privatheit und Individualität ausgerichtete Architektur.

Projektdetails

Träger

Frankfurter Verband für Alten- und Behindertenhilfe e. V.
Mainkai 43
60311 Frankfurt am Main

Architekt

Harald Nürnberg
Rauschendorfer Straße 9
53639 Königswinter (Stieldorf)

Fertigstellung

2004

Gesamtkosten

9.100.000 Euro

Förderung BMFSFJ

2.045.000 Euro

Fläche

  • 7.489 Quadratmeter Nettogrundfläche
  • 61 Quadratmeter Nettogrundfläche pro Platz

Plätze

  • zunächst eine Wohngruppe (11 Plätze) speziell für Migrantinnen und Migranten
  • weitere Wohngruppen gemischt
  • insgesamt 123 Plätze

Zusätzliche Angebote

  • Zentrale für ambulante Dienste (Nachbarschaftszentrale)
  • Leitung der Offenen Seniorendienste
  • Veranstaltungs- und Konferenzraum
  • Cafeteria