Förderzeitraum abgelaufen

Gemeinsam älter werden: Zuhause - Heute, morgen und in Zukunft

Ehrenamtliche Seniorenbeauftragte verbessern mit fachlicher Begleitung in einem landkreisweiten Netzwerk das Zusammenspiel von hauptamtlicher, familiärer, nachbarschaftlicher und ehrenamtlicher Unterstützung.

Förderzeitraum

April 2012 bis Dezember 2014

Programm

Nachbarschaftshilfe und soziale Dienstleistungen

Arbeitsfeld

Kooperation und Vernetzung / Ergänzung und Bündelung von Angeboten / Schließung von Versorgungslücken / Profi-Laien-Mix

Schwerpunkt

Das Projekt ist auf die speziellen Aufgaben gerichtet, die der demografische Wandel in ländlichen Regionen mit sich bringt.

Projektträger

Kreisverwaltung Germersheim
Luitpoldplatz 1
76726 Germersheim
Rheinland-Pfalz
www.kreis-germersheim.de

Kurzbeschreibung

Im Modellprojekt des Landkreises Germersheim ging es um die Schaffung nachhaltiger, selbst organisierter Strukturen auf Ortsgemeinde-Ebene, um im Alter im gewohnten Wohnumfeld leben zu können.

Eine zentrale Rolle nehmen dabei die ehrenamtlich aktiven Seniorenbeauftragten ein. Ihre Aufgabe besteht darin, als Mittler zwischen den Bürgerinnen und Bürgern einer Gemeinde und der Verwaltung sowie der Politik zu fungieren. Sie sollen die örtlichen Bedarfe identifizieren, die Anliegen der älteren Bevölkerung weitertragen und umgekehrt Knotenpunkt sein, um bei Hilfebedarf an Fachberatungen weiterzuvermitteln. Gemeinsam mit weiteren lokalen Akteuren sollen sie nach Möglichkeit auch Strukturen der Selbstorganisation und Selbsthilfe aufbauen.

An 18 Standorten im Landkreis Germersheim haben Gemeinden im Projektzeitraum eine Seniorenbeauftragte beziehungsweise einen Seniorenbeauftragten oder ein Team berufen. Diese Seniorenbeauftragten wurden in ihrer Arbeit fachlich begleitet, beraten und miteinander vernetzt.

Aus der Arbeit der Ehrenamtlichen vor Ort in den Gemeinden und im gemeinsamen Netzwerk der Seniorenbeauftragten sind zahlreiche Angebote, Initiativen und konkrete Projekte für das „gemeinsame Älterwerden Zuhause“ entstanden.

Das Modellprojekt setzte auf zwei Handlungsebenen an: Auf der Ebene der Modell-Verbandsgemeinde Hagenbach wurde intensive Vorarbeit geleistet. Der Handlungsrahmen der Seniorenbeauftragten wurde hier prototypisch entwickelt und begleitet. Auf Kreisebene wurden alle Seniorenbeauftragten – aus der Modellgemeinde und aus weiteren mitwirkenden Gemeinden - zum Erfahrungsaustausch miteinander vernetzt und das Kreisnetzwerk erhielt fachliche Impulse.

Die vier Projektziele lauteten:

  1. Bestandsaufnahme in der Modell-Verbandsgemeinde Hagenbach
  2. Suche und Berufung ehrenamtlicher Seniorenbeauftragter
  3. Installation eines Netzwerks der Seniorenbeauftragten mit entsprechendem Berichtswesen
  4. "Alle gewinnen!"

In der Startphase bis Ende 2012 konzentrierte sich das Projekt auf die Modell-Verbandsgemeinde Hagenbach. In den vier Ortsgemeinden der Modell-Verbandsgemeinde wurde mittels Leitfadengesprächen und Bürgerforen eine Bestandsaufnahme durchgeführt.

Ziel war es, zu erarbeiten, was die Bürgerinnen und Bürger brauchen, um in ihren Gemeinden gemeinsam und zu Hause alt werden zu können und die notwendigen Handlungsfelder zu identifizieren.

Die Berufung von ehrenamtlichen Seniorenbeauftragten durch die jeweiligen Gemeinderäte wurde bis Anfang 2013 umgesetzt. Damit konnte das Netzwerk auf der Ebene der Modell-Verbandsgemeinde und auf Kreisebene aufgebaut werden. Dabei wurde der Austausch der Ehrenamtlichen organisiert und moderiert. In der gemeinsamen Arbeit wurden Rahmenbedingungen und Qualitätsstandards dieser Tätigkeit erörtert, beispielsweise das Aufgabenprofil eines/einer Seniorenbeauftragten, die Erreichbarkeit und das Vorgehen im Ort, die Öffentlichkeitsarbeit, die notwendige Ausstattung und Einbindung in der Kommune. Zum Berichtswesen wurden Empfehlungen erarbeitet.

Sehr rege war der Erfahrungs- und Ideenaustausch im Netzwerk. Die Seniorenbeauftragten haben ihre Aufgabe durchweg sehr engagiert ausgefüllt und in kurzer Zeit eine Vielzahl von Angeboten und gemeinschaftlichen Aktivitäten in ihren jeweiligen Kommunen ins Leben gerufen. Zusätzliche inhaltliche Impulse setzte die Projektleitung mit Fachtagungen und Exkursionen.

Zahlreiche beispielhafte Initiativen und Folgeprojekte wurden im Landkreis Germersheim aus dem Modellprojekt heraus oder im Zusammenhang mit diesem angestoßen und umgesetzt: die Gründung von Bürgervereinen, Nachbarschaftshilfe in unterschiedlichen Ausprägungen, Bürgerfahrdienste oder Bürgerbus, Hilfsmittelbörse, Telefonring, regelmäßige offene Treffs für verschiedene Generationen, innovative Wohnprojekte.

Schon geraume Zeit vor dem Ende des Modellprojekts wurde somit deutlich, dass das Ziel "Alle gewinnen!" in seiner doppelten Bedeutung erreicht worden ist.

Vertiefende Informationen finden Sie im Abschlussbericht und Praxishandbuch  zum Modellprojekt.

Wie geht es nach dem Modellprojekt weiter?

Der Landkreis Germersheim wird das Netzwerk der ehrenamtlichen Seniorenbeauftragten weiterhin koordinieren und fachlich begleiten. Die Geschäftsstelle der Regionalen Pflegekonferenz bildet für das auf Dauer angelegte Programm "Gemeinsam älter werden – Zuhause" den Knotenpunkt in der Kreisverwaltung. Zusätzlich wird eine externe Moderation für das Netzwerk beauftragt.

Werkzeuge aus dem Projekt

Ehrenamtliche Kümmerinnen und Kümmerer

Ehrenamtliche Ansprechpersonen für die Nachbarschaftsarbeit in Gemeinden oder Stadtteilen zu benennen, ist in mehreren Projekten erfolgreich praktiziert worden. In Spangenberg heißen sie Dorfkümmerinnen und Dorfkümmerer.
Sie wissen über die Angebote für Ältere in der Region Bescheid, haben ein offenes Ohr für die Wünsche und Probleme der älteren Bürgerinnen und Bürger und regen selbst gemeinschaftliche Aktivitäten an. Besonders gut funktioniert dieser Ansatz dort, wo die ehrenamtlichen Kümmerinnen und Kümmerer durch direkten Zugang zur Stadtverwaltung konkrete Veränderungen für die Belange der Älteren bewirken können oder wo sie durch die kommunalen Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger unterstützt werden.

Handreichung für Seniorenbeauftragte, Gemeindeverwaltungen, Bürgermeisterinnen und Bürgermeister

Die Kreisverwaltung Germersheim hat aus ihren Projekterfahrungen eine Handreichung für die Arbeit von und mit Seniorenbeauftragten zusammengestellt. Sie enthält Informationen, Checklisten und Tipps zu den Aufgaben und Grenzen von Seniorenbeauftragtinnen und Seniorenbeauftragten, zur Versicherung, Erreichbarkeit, Öffentlichkeitsarbeit, Vernetzung, Kontaktpflege in der Gemeinde und Einbindung in die Politik, zum Berichtswesen sowie zur professionellen Begleitung und den Schritten zur Einsetzung von Seniorenbeauftragten. Die Handreichung bietet auch für die Arbeit mit anderen Ehrenamtlichen eine gute Orientierung.

Stellenanzeige für Ehrenamtliche

Die Kreisverwaltung Germersheim hat ihre Suche nach Seniorenbeauftragten in den örtlichen Amtsblättern bekannt gegeben und hier Stellenanzeigen mit einer Aufgabenbeschreibung geschaltet. Ebenso wichtig war die persönliche Ansprache von lokalen Schlüsselpersonen, die bereits für ihr soziales Engagement bekannt waren.

Telefonring

Viele allein lebende Menschen fühlen sich weniger einsam, wenn sich zumindest einmal am Tag jemand bei ihnen meldet. Darum schließen sich auf lokaler Ebene immer mehr Menschen zu Telefonringen zusammen. Das Prinzip des in der Stadt Germersheim eingerichteten Telefonrings ist einfach: Zu einer bestimmten Zeit am Vormittag und in festgelegter Reihenfolge rufen fünf Beteiligte einander an. Jedes Telefonat dauert nicht länger als zehn Minuten. Neben der Frage „Alles in Ordnung?“ ist immer auch Zeit für ein kleines Gespräch. Wenn alle erreichbar waren und der Ring sich innerhalb einer Stunde geschlossen hat, heißt es für diesen Tag: „Alles in Ordnung!“. Falls jemand nicht erreichbar ist oder nicht anruft, werden vorher vereinbarte Handlungsschritte unternommen. In Germersheim wurde der Telefonring von den Seniorenbeauftragten der Stadt initiiert.