Förderzeitraum beendet

Altenhilfezentrum im Olgagarten, Steinheim

Kostensparendes Bauen qualitätsvoller Altenhilfeeinrichtungen

Das Projekt

  • Eingeschossiges Pflegeheim in dörflicher Struktur
  • differenziertes Pflegemilieu und Nutzungsoffenheit
  • Einsatz vorgefertigter Bauelemente
  • hohe Wohnqualität

Der Standort

Im Olgagarten 6
89555 Steinheim
Baden-Württemberg
www.drk-heidenheim-pflege.de/pflegeeinrichtungen/altenhilfezentrum-im-olgagarten-steinheim.html

Nutzungskonzept

Das Pflegeheim im dörflichen Umfeld

Das Altenpflegeheim in Steinheim am Albuch liegt im Olgagarten, der früher zum Olgaheim der Stuttgarter Diakonissen gehörte. In der Ortsmitte, aber abseits des Verkehrs ist die stille Atmosphäre dieses Ortes auch nach der Realisierung des Pflegeheims erhalten geblieben. In der Nachbarschaft von betreuten Altenwohnungen und einem Kindergarten bietet das Pflegeheim 28 stationäre Plätze und vier Tagespflegeplätze.

Das differenzierte Pflegemilieu

Das für alle vier Projekte des Wettbewerbs geforderte differenzierte Pflegemilieu konnte in Steinheim besonders deutlich herausgearbeitet werden: 20 Pflegeplätze sind in einem nachbarschaftlichen Verhältnis entlang von zwei Erschließungswegen angeordnet, die in die Halle mit Dienstzimmer und gemeinsamem Wohn- und Essbereich münden. Die übrigen acht Plätze orientieren sich in einer kompakten Gruppe zu einem eigenen Wohnraum und einem eigenen Essraum mit Kochzeile. Hier ist die intensive Betreuung von besonders pflegebedürftigen Bewohnerinnen und Bewohnern oder auch die Einrichtung einer speziellen Demenzgruppe möglich.

Die Nutzungsoffenheit

Ein zweites Prinzip des Wettbewerbs, das in Steinheim besonders deutlich verwirklicht werden konnte, ist die Nutzungsoffenheit. Um zukünftigen Entwicklungen entsprechend möglichst unterschiedliche Betreuungsformen realisieren zu können, ohne dass Umbaumaßnahmen nötig wären, sollten die Räume flexibel zu nutzen sein: Der Raum für die Tagespflege ist ein "Jokerraum", der grundsätzlich auch für Veranstaltungen zu nutzen, zur Halle und damit zum Eingang hin zu öffnen ist und der auch zum Garten und zum Essraum der Wohngruppe hin Zugang besitzt. Schon die flexiblen Raumzuordnungen durch Faltwand und Doppeltüren erlauben dem Personal und den Bewohnerinnen und Bewohnern, ohne Aufwand unterschiedlichste räumliche Situationen herzustellen. Das als Ruheraum der Tagespflege zugeordnete Zimmer ist als normales Zimmer mit einer zusätzlichen Tür ausgebildet, kann also auch für die stationäre Pflege genutzt werden.

Die Betriebsräume

Das Pflegeheim wird als Außenstelle des DRK-Hauses in Herbrechtingen (circa 20 Kilometer entfernt) geführt und weist dementsprechend lediglich eine Verteilerküche, jedoch mit der Möglichkeit zur Vollversorgung, sowie eine Spülküche auf. Bei der Planung der Betriebsräume hat sich gezeigt, wie sinnvoll die frühzeitige Einbeziehung der Kontrollbehörden ist, um deren Anforderungen in einem frühen Stadium der Planung mitbedenken und integrieren zu können. Die geforderte räumliche Trennung von Verteiler- und Spülküche konnte durch einen beidseitig befüllbaren Schrank kostengünstig realisiert werden.

Architektur

Die Einfachheit der Lösung

Der ausgeführte Entwurf, der im Wettbewerb mit dem ersten Preis ausgezeichnet worden war, hat durch die Einfachheit überzeugt, mit der er die gestellten Fragen beantwortet hat: Vier eingeschossige Gebäudeflügel, die gegeneinander versetzt sind, erlauben außen die Bildung eines Vorplatzes und dreier Gartenbereiche und im Inneren den windmühlenartigen Bezug aller Gänge auf eine mittlere Halle. Das Gebäude hat eine klare innere Struktur und passt sich zugleich gut in die Gegebenheiten des Ortes ein. Es reagiert auf unterschiedliche Anforderungen der Nutzung und bildet dennoch einen eigenständigen Charakter, ein durchgängiges Konstruktionsprinzip und eine eigene räumliche Atmosphäre aus.

Die Verteilung der Nutzungen entspricht der betrieblichen Konzeption mit Nachbarschaft (zwei Gebäudeflügel), Gemeinschaft (ein Flügel) und internen Räumen (ein unterkellerter Wirtschaftsflügel):

Untergeschoss: Technik- und Lagerräume, Personalumkleiden

Erdgeschoss: Halle, Dienstzimmer, Büros, Wirtschaftsräume, nachbarschaftlicher und gemeinschaftlicher Pflegebereich, Küche, Wohn- und Essräume

Kostensparendes und qualitätsvolles Bauen

Das Wettbewerbsziel, hohe Qualitäten kostengünstig zu realisieren, hat bei diesem Projekt zu einem besonders intensiven Hinterfragen aller entwerferischen Möglichkeiten geführt. Dadurch konnten die baulichen Strukturen nach betrieblichen und nach Kosten-Gesichtspunkten deutlich optimiert werden.

Konstruktion und Vorfertigung

Das Prinzip der Holzständerbauweise mit vorgefertigten Fassadenelementen und Brettschichtholzdecken ist einfach und kostengünstig. Dabei wurde darauf geachtet, durch möglichst wenige Ausnahmen und Sonderdetails (zum Beispiel Durchdringungen des Dachs) das volle Einsparpotenzial dieser Konstruktion zu nutzen. Daher sind zum Beispiel die Leuchten der Bewohnerzimmer an den Wänden und Licht an der Decke angebracht. Wirtschaftlichkeit und Wohnqualität konnten auch dadurch verbunden werden, dass die tragenden Deckenplatten von innen keine weitere Beschichtung oder Bekleidung benötigen - und zugleich den Bewohnerinnen und Bewohnern eine lebendige und angenehme Atmosphäre vermitteln. Weiterhin wurden vorgefertigte Sanitärzellen verwendet, die hier, unter anderem aufgrund der eingeschossigen Bauweise, besonders kostengünstig waren.

Lösungen im Detail

In Steinheim sind mehrere Einzellösungen gelungen, die bauliche Details mit einer betrieblichen Optimierung verbinden und damit zu einer Passung zwischen Architektur und Nutzung beitragen:

  • Zwischen den zurückgesetzten Türen wurden Schränke mit Pflegemitteln eingebaut, die dem Personal Wege und Geräte ersparen und damit den Raum zwischen den Türen sinnvoll nutzen.
  • Die Nordzimmer erhalten durch ein Oberlicht Sonne von Süden. Dadurch war es möglich, auf dem knappen Grundstück fünf Nordzimmer zu bauen, die zudem eine besondere Belichtungsqualität aufweisen: ein Beispiel dafür, wie eine Schwierigkeit nicht nur umgangen, sondern ins Positive gewendet werden kann.
  • Die Gänge bieten einen Ausblick ins Freie und damit eine Orientierung für die Bewohner; durch die Belichtung der Gänge mit handelsüblichen Oberlichtkuppeln tritt dennoch keine Blendung auf.
  • Die beiden Doppelzimmer haben einen mittigen Zugang und schaffen damit eine für beide Bewohner gleichwertige Situation. Die Unterscheidung Nachbarschaft – Gemeinschaft entsteht allein durch die Länge der Gänge und deren Öffnung zu den Gemeinschaftsräumen; die Zimmer und ihre Vorbereiche sind räumlich und konstruktiv gleich.
  • Die räumlichen Beziehungen zwischen Dienstzimmer, Personalaufenthalt, Wohnzimmer und Esszimmer Gemeinschaft, "Jokerraum", Halle und Ruheraum sind ökonomisch gestaltet und entsprechen pflegerischen Belangen.
  • Für das Personal wurden im Erdgeschoss Schließfächer eingebaut, die den Weg ins Untergeschoss ersparen.

Fazit

In diesem Projekt sind die betrieblichen Anforderungen aus der Wettbewerbskonzeption und die Architektur in einer besonders klaren Weise ineinander aufgegangen. Durch die akribische Detailarbeit, die letztlich zu einfachen Lösungen geführt hat, und die zielorientierte Arbeit während des ganzen Prozesses von Entwurf bis Ausführung ist hier eine kostengünstige Lösung von sehr hoher Qualität und Angemessenheit entstanden. Die besonders zügige Realisierung des Bauprojekts und die zielführende Zusammenarbeit aller Beteiligten hat sich nicht nur auf die Kostenentwicklung positiv ausgewirkt.

Projektdetails

Träger

DRK Kreisverband Heidenheim e. V.
Schlosshaustraße 98
89522 Heidenheim

Bauträger

Gemeinde Steinheim am Albuch

Architekt

Ackermann & Raff Architekten
Stadtplaner BDA
Eugenstraße 2
72072 Tübingen

mit Stefan Raab Freier Architekt
Tübinger Straße 77
72762 Reutlingen

Architekt (Bauleitung)

Architekturbüro Sanwald
Schumannstraße 1
89555 Steinheim am Albuch

Projektsteuerung

Projektgemeinschaft Sozialplanung in Baden-Württemberg und GUS Architekten · Ingenieure
Johannesstraße 71
70176 Stuttgart

Fertigstellung

Juni 2000

Gesamtkosten

  • 2.478.800 Euro
  • 84.500 Euro pro Platz

Förderung BMFSFJ

  • 811.560 Euro

Fläche

  • 1.402 Quadratmeter Nettogrundfläche
  • 47,8 Quadratmeter Nettogrundfläche pro Platz

Plätze

  • 28 stationäre Pflegeplätze
  • 4 Tagespflegeplätze