Förderzeitraum beendet

Seniorenzentrum Schwalbach/Sulzbach

Kostensparendes Bauen qualitätsvoller Altenhilfeeinrichtungen

Das Projekt

  • Altenpflegeheim am Stadtrand
  • differenziertes, individuell ausgerichtetes Pflegeangebot
  • nur Einzelzimmer
  • offenes Café und großzügiger Gartenbereich

Der Standort

Europaring 19
65824 Schwalbach am Taunus
Hessen
www.evim.de

Nutzungskonzept

Am Rand einer Kleinstadt

Das Seniorenzentrum Schwalbach/Sulzbach liegt am Stadtrand von Schwalbach am Taunus, einer Stadt mit circa 15.000 Einwohnern, 600 Meter vom alten Ortskern entfernt. In seinen Pflegebereichen bietet es 84 stationäre Pflegeplätze in Einzelzimmern, davon 6 Kurzzeitpflegeplätze.

Gemeinschaften und Nachbarschaften

Die für alle vier Projekte des Wettbewerbs konzipierte Differenzierung der Pflegebereiche in Gemeinschaften und Nachbarschaften wurde hier so verwirklicht, dass auf jeder Etage die jeweilige Gemeinschaft mit 12 Plätzen und die Nachbarschaft mit 12 Plätzen unter Umständen auch zusammen betrieben werden können. Hierdurch wird ein geringerer betrieblicher und personeller Aufwand erreicht. Dazu ist ein "Jokerraum", wahlweise auch als Therapieraum oder Essraum mit Küchenzeile verwendbar, zwischen den Wohn-/Essraum der Gemeinschaft und den Gang der Nachbarschaft geschaltet.

Bemerkenswert gelöst sind auch die Wohn-/Essräume der Nachbarschaften, die sich im Norden des Hauses befinden und eine attraktive Belichtung und Aussicht auf den Eingangsbereich und in den Taunus bieten. Diese Räume liegen für die Nachbarschaften zentral, an den Gelenken beider Gänge. Bei gemeinsamer Versorgung von Nachbarschaften und Gemeinschaften über den Jokerraum können sie als ruhige Wohnzimmer genutzt werden.

Einzelzimmer und gemeinschaftliches Leben

Die Zimmer, die – vorbildlich – alle als Einzelzimmer mit eigenem Bad errichtet wurden, sind mit 18 Quadratmetern ökonomisch und flächenschonend gestaltet. Als ausgleichendes Element wurden die Gemeinschaftsflächen entsprechend größer proportioniert, sodass ein bemerkenswerter Ausgleich privater und halböffentlicher Nutzung gelingt. Insbesondere die demenzkranken Bewohnerinnen und Bewohner profitieren hiervon. Dass die Zimmer wohnlich und ausreichend groß wirken, wird durch die Abschrägung der Badezimmerwand, durch die großzügige Verglasung mit einem weiten Ausblick und die Möglichkeit, eigene Möbel mitzubringen, erreicht.

Ehrenamtliches Café

Im Erdgeschoss wird mehrmals wöchentlich ein ehrenamtliches Café betrieben, das eine wichtige Verbindungsfunktion nach außen erfüllt. Das Café nutzt den großzügigen Gartenbereich und fördert das soziale Miteinander in der Umgebung.

Architektur

Die städtebauliche Qualität

Ausschlaggebend für die Auswahl der erstplazierten Wettbewerbsarbeit und die dementsprechende Realisierung des Projekts war vor allem ihre städtebauliche Qualität: Das viergeschossige Gebäude am Stadtrand von Schwalbach bildet eine Figur aus vier ineinander verschränkten, durch erhöhte Pultdächer betonten Baukörpern, zwischen denen sich Treppenhaus, Gänge, Gemeinschaftsbereiche und Loggien befinden. Der Baukörper reagiert damit differenziert auf die städtebauliche Situation: Zur Stadtseite bildet er einen Vorplatz mit Eingangsbereich aus, an den eine Straßenrandbebauung nach Norden und Westen anschließt. Die Figur öffnet sich in die Landschaft und bildet nach Süden, als Vorbereich zur Cafeteria, und Südosten einen großzügigen Gartenbereich aus. Der Bebauungsplan für dieses Grundstück konnte dem Wettbewerbsergebnis angepasst werden.

Das Gebäude ist teilunterkellert; das Untergeschoss wird durch zwei Lichthöfe belichtet.

Erdgeschoss: Eingangshalle, Verwaltung, Cafeteria, Tagespflegebereich, Kurzzeitpflegebereich

Untergeschoss: Küche, Lagerräume, Wirtschaftsräume, Hausmeisterraum, Technik

3 Obergeschosse: je 24 Einzelzimmer in Nachbarschafts- und Gemeinschafts-Pflegebereichen

Material und Detailreichtum

Mit dem Ziel des kostengünstigen Bauens wurden Bauteile möglichst roh belassen; hierzu wurde das Konzept des "wenig ergänzten Rohbaus" in den Oberflächen vor allem der Decken und Wände verfolgt, der erst durch die Möblierung durch Betreiber und Bewohnerinnen und Bewohner atmosphärisch ergänzt wird. Die gangseitigen Wände der Badezimmer bestehen aus Sichtbeton, der eine haptische und visuelle Materialqualität vermittelt.

Im Kontrast dazu steht die detailreiche Ausarbeitung der Fassade und der inneren Fassade zum Treppenhaus. Das Treppenhaus ist eine Lichthalle: Es bringt das Licht wirkungsvoll in die angrenzenden Räume bis in das Erdgeschoss.

Planungsänderungen

Aus Kostengründen problematisch – aber leider nicht immer vermeidbar: Änderungen, die im Ausführungsprozess eines Projekts notwendig werden, da unvorhergesehene Sachverhalte eintreten. Auch der Wettbewerb war hiervon nicht verschont. In Schwalbach gab es solche Einflüsse:

  • Das Grundstück hat sich entgegen erster Zusagen als kontaminiert und als nicht baureif erwiesen. Dadurch sind unter anderem Kosten für eine provisorische Erschließung entstanden.
  • Zum Baubeginn wurde auf dem Grundstück entgegen dem ursprünglichen Bodengutachten stehendes Grundwasser angetroffen. Nach der Rohbauauschreibung musste daher umgeplant und eine Weiße Wanne ausgebildet werden, was zusätzliche Planungskosten, Nachträge und eine Bauzeitverzögerung zur Folge hatte.

Im Umgang mit diesen Planungsänderungen kam es darauf an, die Kosten zu begrenzen und darauf zu achten, dass trotz der Anpassungen wieder ein in sich schlüssiges Konzept entsteht.

Fazit

Insgesamt ist in Schwalbach ein städtebaulich überzeugendes, qualitätsvolles und detailreiches Pflegeheim entstanden. Positiv hervorzuheben ist die private und wohnliche Gestaltung, insbesondere durch den beeindruckenden Einzelzimmeranteil von 100 %. Das Ziel eines möglichst kostensparenden Bauens konnte hingegen nicht vollständig erreicht werden, wozu jedoch in erheblichem Umfang unvorhergesehene Umstände beigetragen haben.

Projektdetails

Träger

EVIM Evangelischer Verein für Innere Mission in Nassau, Wiesbaden
Auguste-Viktoria-Straße 16
65185 Wiesbaden

Architekt

Wulf & Partner, Freie Architekten BDA
Charlottenstraße 29/31
70182 Stuttgart

Projektbegleitung

Projektgemeinschaft Sozialplanung in Baden-Württemberg und GUS Architekten · Ingenieure
Johannesstraße 71
70176 Stuttgart

Fertigstellung

Februar 2002

Gesamtkosten

7.870.300 Euro
87.400 Euro pro Platz

Förderung BMFSFJ

2.578.300 Euro

Fläche

4.909 Quadratmeter Nettogrundfläche
54,5 Quadratmeter Nettogrundfläche/Platz

Plätze

84 stationäre Pflegeplätze in Einzelzimmern
davon 6 Kurzzeitpflegeplätze

Zusätzliche Angebote

Offenes Café
Gartenanlage