Förderzeitraum abgelaufen

Nachbarschaftswerkstatt

Ein innovatives Fortbildungsprogramm unterstützt Seniorenbüros bundesweit mit kreativen Methoden, beteiligungsorientierte Nachbarschaftsprojekte für die Zukunft im demografischen Wandel zu entwickeln.

Förderzeitraum

Juni 2012 bis Dezember 2014

Programm

Nachbarschaftshilfe und soziale Dienstleistungen

Arbeitsfeld

Aufbau wohnortnaher Unterstützungsnetzwerke

Projektträger

Bundesarbeitsgemeinschaft Seniorenbüros e. V.
Thomas-Mann-Straße 2-4
53111 Bonn
Nordrhein-Westfalen
www.seniorenbueros.org

Kurzbeschreibung

Viele der 300 Seniorenbüros bundesweit gestalten Nachbarschaftsprojekte – mit vielfältigen Angeboten, von der Beratung im Einzelfall bis hin zur Übernahme von Aufgaben der kommunalen Sozialplanung. Seniorenbüros tragen entscheidend dazu bei, dass ältere Menschen so lange wie möglich am Leben in der Gemeinschaft teilhaben können. Ein besonderer Schwerpunkt ist die Förderung des bürgerschaftlichen Engagements älterer Menschen. Haupt- und Ehrenamtliche arbeiten in Seniorenbüros auf Augenhöhe zusammen.

Mit dem Projekt "Nachbarschaftswerkstatt" wurde ein umfassendes modellhaftes Fortbildungsprogramm für Multiplikatorinnen und Multiplikatoren in Seniorenbüros entwickelt und erprobt. Die Erfahrungen, die Mitarbeitende ausgewählter Seniorenbüros aus ganz Deutschland mit dem Aufbau und der Begleitung nachbarschaftlicher Initiativen gesammelt haben, wurden mit der Durchführung der Nachbarschaftswerkstatt in ein gemeinsames Lernen und Arbeiten überführt.

Zu den Lernzielen gehörte es, neue Zugänge und Räume für nachbarschaftliches Miteinander zu finden, innovative Formen der Beteiligung und Zusammenarbeit auch zwischen Profis und freiwillig Engagierten zu entwickeln, neue Formen des Lernens und der Kommunikation auszuprobieren sowie neue Ideen für nachbarschaftliche Initiativen an den Standorten der teilnehmenden Seniorenbüros zu fördern. Die Fortbildung wurde mit fachlicher Begleitung in einer Mischung aus zentralen Lernblöcken, moderierten Online-Phasen und Projektberatung vor Ort (Coachings) durchgeführt. Eine projektbegleitende Lernplattform hat reale und virtuelle Netzwerke zu einem neuen integrierten Fortbildungskonzept verbunden.

Die BaS hat mit diesem Fortbildungsprogramm innovative Ansätze in der bundesweiten Arbeit in Quartiers- und Nachbarschaftsprojekten zusammengeführt, um sie für die konkrete Arbeit in der Praxis der Seniorenbüros vor Ort zugänglich zu machen. Sie hat dafür mit Projektpartnern und Referentinnen und Referenten aus der inklusiven Quartiersentwicklung (Wohnquartier4, Keywork4 des eeb nordrhein, "Lebendige Nachbarschaften" des KDA Forum Seniorenarbeit, ProjektWerkstatt Seniorenbildung) zusammengearbeitet.

Am Programm "Nachbarschaftswerkstatt" haben 13 Seniorenbüros von Celle bis Regensburg teilgenommen. Die Programmbausteine fanden im Zeitraum von Anfang 2013 bis Anfang 2014 statt. Im November trafen sich die Teilnehmenden im Rahmen der BaS-Fachtagung noch einmal zu einem Netzwerktreffen in Leipzig.

Maßnahmen im Projektverlauf

  • Vorbereitung der Programmbausteine in Zusammenarbeit mit den Kooperationspartnern
  • Gewinnung und Auswahl der Teilnehmenden nach folgenden Kriterien: Hauptamt / Ehrenamt, Stadt / Land bundesweit, Vielfalt von Angeboten
  • Baustein I: Einstieg ins Thema Lebendige Nachbarschaftsarbeit
    • Präsenz-Tage in Düsseldorf 18. bis 20. Februar 2013
      (Themen: Definition Nachbarschaftsarbeit, Prozessorientiertes Arbeiten, Beteiligungsmethoden, Sozialraumanalyse, Informationsaustausch, Zukunftsthema Quartier)
    • Online-Phase I vom 21. Februar bis 22. März 2013
      (Themen: Forum Nachbarschaft, Erfahrungsaustausch, Netzwerkbildung)
  • Baustein II: Nachbarschafts-(Projekt)-Werkstatt
    • Präsenz-Tage in Frankfurt am Main 05. und 06. Juni 2013
      (Thema: Von der Idee zum Konzept - Projektentwicklung, Projektplanung)
    • Online-Phase II vom 07. Juni bis 07. Juli 2013
      (Themen: Austausch zu Projektkonzepten, Kollegiale Beratung, Fachberatung, Informations- und Erfahrungsaustausch)
    • Reginales Coaching I im Zeitraum 08. Juli bis 17. September 2013
      (aktuelle Themen vor Ort, zum Beispiel Beteiligung, Projektentwicklung, Kooperationen, Finanzierung)
  • Baustein III: Vertiefung: Innovative Nachbarschaftsarbeit
    • Präsenz-Tage 18. und 19. September 2013 in Frankfurt am Main
      (Thema: Beteiligung, Partizipation und Keywork - Vernetzung, Kooperation - Zukunftsmusik lokale Online-Netzwerke)
    • Online-Phase III vom 23. bis 29. September und 04. bis 24. November 2013
      Aufbau einer kurseigenen Mediathek, Recherche zu ausgewählten Schwerpunkten
    • Regionale Vor-Ort-Coachings im Zeitraum 01. November 2013 bis 28. Januar 2014
  • Theaterstück zur Nachbarschaftswerkstatt
    • Ideensammlung mit allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern
    • Verarbeitung der Ideen, Text und Regie: Manfred Kehr, Ahlen (Teilnehmer der Nachbarschaftswerkstatt)
    • Online-Vorbereitung des Theaterstücks
    • Präsentation auf der Jahresfachtagung der Bundesarbeitsgemeinschaft Seniorenbüros in Hanau am 26. November 2013 vor 110 Teilnehmenden aus Seniorenbüros bundesweit
    • Präsentation auf der Abschlussveranstaltung des Programms "Nachbarschaftshilfe und soziale Dienstleistungen" am 04.November 2014 in Berlin
  • Baustein IV: Verstetigung und Nachhaltigkeit
    • Präsenz-Tage 29. und 30. Januar 2014 in Frankfurt/Main
      (Thema: Moderation, Rückblick und Auswertung, Verstetigung und Nachhaltigkeit, Perspektiven)
    • Vereinbarungen zur weiteren Zusammenarbeit, Verabredungen im Netzwerk der NachbarschaftswerkerInnen in Seniorenbüros
  • Workshop: Methoden lebendiger Nachbarschaftsarbeit
    • BaS-Workshop am 29. und 30. September 2014 in Königswinter bei Bonn
    • Zielgruppe: Haupt- und Ehrenamtliche aus Seniorenbüros und Nachbarschaftsprojekten außerhalb des Teilnehmekreises der NBW
    • Kennen lernen und Erproben von kreativen Methoden für eine beteiligungsorientierte Arbeit in Nachbarschaftsprojekten
  • Netzwerktreffen für Teilnehmende der Nachbarschaftswerkstatt
    • 16. November 2014 in Leipzig, im Rahmen der BaS-Jahresfachtagung
    • Projektbesichtigung "Starke Nachbarschaften"
    • Community-Organizing und Erfahrungen in der Beteiligungskultur
    • Kreatives Netzwerken

Werkzeug aus dem Projekt

Die Geschichte der Doris Blum

Große und kleine Holzfiguren symbolisieren die Menschen um eine fiktive Frau, Doris Blum. Ihre vom Kontakt über Kinder und Beruf entstandenen sozialen Netze verschwinden mit zunehmendem Alter, bis zuletzt die Holzfigur der 83-jährigen Blum alleine da steht. Die Geschichte visualisiert, wie wichtig es ist, rechtzeitig und langfristig neue soziale Netze im eigenen Wohnumfeld aufzubauen, sich mit Gleichgesinnten zusammenschließen und gemeinsam in der Nachbarschaft aktiv zu werden.

Karin Nell vom Evangelischen Erwachsenenbildungswerk Nordrhein stellte die Geschichte in der "Nachbarschaftswerkstatt" der BaS vor.

Herzensangelegenheiten und Pralinenschachteln

Was haben Pralinen mit lebendiger Nachbarschaftsarbeit zu tun? Wie Pralinen sind aktivierende Methoden vielfältig, attraktiv, sinnlich erfahrbar und kommunikationsfördernd. Und vielfältig sind auch die Interessen der Bewohnerinnen und Bewohner.
Karin Nell, Referentin des Evangelischen Erwachsenenbildungswerks Nordrhein, zeigte in der "Nachbarschaftswerkstatt" der BaS, wie jede und jeder durch eine biografische Spurensuche die eigenen Herzensangelegenheiten wiederentdecken kann: Was habe ich als Kind gerne gemacht? Was hat mich schon immer interessiert? Wer oder was liegt mir am Herzen? Diese und andere Fragen führen zur Entscheidung über das persönliche Engagement.

Karin Nell vom Evangelischen Erwachsenenbildungswerk Nordrhein stellte die Geschichte in der "Nachbarschaftswerkstatt" der BaS vor.

Nachbarschaftsmodell

Papier, Schere, Kleber, sonst nichts. "Bauen Sie daraus ein Nachbarschaftsmodell der Zukunft!" lautete die Aufgabe für die Teilnehmenden des Fortbildungsprogramms "Nachbarschaftswerkstatt" der BaS. In Kleingruppen entstanden völlig unterschiedliche Modelle, die viel Stoff für Diskussionen lieferten.Das Interessante an dieser Übung war nicht nur das fertige Modell, sondern auch der Weg dorthin: Wie verständigten sich die Beteiligten? Wie wurden sie sich über die Ziele des Modells einig? Wer baute was und warum? Der Modellbau symbolisierte damit die vielfältigen Verständigungsprozesse, die auch in realen Nachbarschaftsprojekten stattfinden.

Nachrichten aus der Zukunft

"Drohne" statt Telefonkette: In einem Modellprojekt wurde die tägliche Telefonkette durch Drohnen ersetzt, die Einblick in die Wohnungen aller Seniorinnen und Senioren über 60 Jahren nehmen. Die Einwohnerinnen und Einwohner werden verplichtet, Rollos und Gardinen geöffnet zu halten und Toilettenfenster mit durchsichtigen Scheiben auszustatten." Dies ist eine der Horror-Nachrichten, die Teilnehmende im Fortbildungsprogramm "Nachbarschaftswerkstatt" der BaS für eine "Tagesschau 2030" entwickelten.
Die Aufgabe war, sich die Situation alter Menschen vorzustellen in einer Zukunft mit allen Folgen des demografischen Wandels, der technischen und kulturellen Veränderungen. Im Umkehrschluss sammelten die Teilnehmenden Ideen, wie lebendige Nachbarschaftsarbeit solchen Entwicklungen entgegenwirken kann.

Sommerakademie zu einem selbst gewählten Thema

Eine Woche im Quartier zum Thema "Schokolade": Wenn einige Leute dazu Ideen sammeln, entstehen vielfältige Aktionen, bei denen Jung und Alt zusammen kommen, sich kennen lernen, gemeinsam werkeln und genießen. Karin Nell, Referentin bei der Evangelischen Erwachsenenbildung Nordrhein, stellte die Idee als "Sommerakademie" in der "Nachbarschaftswerkstatt" der BaS vor. Die Teilnehmenden sammelten innerhalb kürzester Zeit viele Möglichkeiten, wie eine solche Woche gestaltet werden könnte. Auch zu anderen Themen wie "Herz", "Tür" oder "Spiele" lässt sich leicht ein Programm füllen. Ohne "Problem-Zeigefinger" werden hier die Sinne angesprochen. Und trotzdem – oder vielleicht deswegen – knüpfen sich aus den Begegnungen der Bewohnerinnen und Bewohner soziale Netze, die die Grundlage für ein Engagement im Stadtteil bilden können. Die Methode "Sommerakademie" wurde auch in der programmbegleitenden "Methodenwerkstatt Aktive Nachbarschaft" vorgestellt und von mehreren Projektträgerinnen und Projektträgern noch in der Programmlaufzeit erfolgreich multipliziert.