Förderzeitraum beendet
Stadthaus Brühl 6 – Wohnen und Pflege im Zentrum der Altstadt, Eschwege
Leben, Wohnen und Altwerden – Eine architektonische Herausforderung nicht nur für Kommunen
Das Projekt
- Nutzung und Belebung eines innerstädtischen maroden Gebäudes
- Sanierung eines denkmalgeschützten Fachwerkbaus und ergänzender Neubau
- Wohnen insbesondere für Menschen mit einer seelischen Behinderung
- drei Träger schließen sich zur Kooperation zusammen
- individuelle Förderung und Pflege
- Barrierefreiheit trotz schwieriger Bausubstanz
- stadtöffentliche Aktivierung des Erdgeschosses
Der Standort
Brühl 6
37269 Eschwege an der Werra
Hessen
www.aufwind-wmk.de/bereiche/wohnheime
Nutzungskonzept
Modernes, selbstbestimmtes Leben und Wohnen für Menschen mit Pflegebedarf
Konzeptioneller Schwerpunkt bildet die integrierte Versorgung von seelisch behinderten und gleichzeitig pflegebedürftigen Menschen. Soziale Betreuung, Tagesgestaltung und individuelle Förderung und Pflege unterstützen die Bewohnerinnen und Bewohner bei der persönlichen Lebensführung nach ihren eigenen Vorstellungen. Gezielte Hilfen in Form von sozialarbeiterischen und (sozial)therapeutischen Hilfen sollen den Bewohnerinnen und Bewohnern ein weitgehend selbstbestimmtes Leben ermöglichen. Sie fördern die Aufrechterhaltung bestehender und den Aufbau neuer sozialer Bindungen und Kompetenzen und tragen den geistigen und seelischen Bedürfnissen Rechnung.
Neues Konzept und Kooperation von drei Trägern
Der Verein "Aufwind" betreut in Eschwege seit längerem 20 vollstationäre Wohn- und Betreuungsplätze für Menschen mit seelischer Behinderung. Das Konzept basiert auf dem inzwischen überholten Psychiatrieplan für den Werra-Meißner-Kreis aus dem Jahre 1992. Aufgrund der baulichen Struktur und enger finanzieller Rahmenbedingungen war die Umsetzung zeitgemäßer, pflegegerechter Wohnplätze nicht mehr möglich. Deshalb haben sich Aufwind – Verein für seelische Gesundheit e. V., die Seniorenheime Eschwege gGmbH und die Gemeindekrankenpflege der Diakonie gGmbH Eschwege Witzenhausen bereits 2006 für eine enge Zusammenarbeit und die Entwicklung eines neuen Konzepts entschieden.
Einbindung in das Stadtentwicklungskonzept
Die Kreisstadt Eschwege ist vom wirtschaftlichen und demografischen Strukturwandel besonders geprägt, auch durch die veränderte geostrategische und förderpolitische Lage im ehemaligen westdeutschen Zonenrandgebiet. Sie stellt sich der Herausforderung und ist seit Ende 2004 eine von drei Städten im Programm "Stadtumbau Hessen". Als Modellstadt hat sie die Chance, sich mit der Problematik einer sich verändernden Bevölkerungsstruktur aktiv und frühzeitig auseinander zu setzen, Stadtentwicklungskonzepte zu entwickeln und Rückbau und Aufwertung konzeptionell und systematisch miteinander zu verbinden. Dabei sollen auch besondere Elemente der Altenhilfe einbezogen werden, das Stadthaus Brühl 6 ist hier ein wesentlicher Baustein.
Architektur
Zentrale Lage in der Innenstadt
Das Stadthaus Brühl 6 befindet sich in der Innenstadt von Eschwege in unmittelbarer Nähe zum Markplatz. Das Umfeld ist von Mehrfamilienhäusern in traditioneller Fachwerkbauweise geprägt. Die Fußgängerzone ist zu Fuß in drei Minuten erreichbar, in der nahen Umgebung gibt es kleine Läden, Arztpraxen und einen Friseur. Baurechtlich gilt eine geschlossene Bebauung, die das Bauen auf der Grenze zulässt. Für das Gebiet liegt ein Bebauungsplan vor.
Sanierung des denkmalgeschützten Fachwerkbaus und ergänzender Neubau
Das straßenseitige Vorderhaus – ein traufständiger Fachwerkbau aus dem späten 18. Jahrhundert – ist samt seitlicher Hofeinfahrt als Einzeldenkmal ausgewiesen. Das Fachwerkhaus wird entsprechend den nutzungsbedingten Anforderungen saniert. Ein Seitenflügel und die ehemalige Scheune, die eine Hofanlage bilden, werden durch einen ergünzenden Neubau ersetzt. Der Neubau orientiert sich am Fußabdruck der bestehenden Gebäudeanlage und wird als unterkellerter Massivbau erstellt. Er nimmt den Hausanschluss, die Verteilung der technischen Infrastruktur sowie eine Aufzugsanlage auf. Durch behutsames Einfügen der neuen Gebäudeteile entsteht ein attraktives, charakteristisches Ensemble.
Barrierefrei Wohnen
Es gibt im Erdgeschoss und ersten Obergeschoss des Neubaus jeweils eine Wohngemeinschaft mit sechs Bewohnerinnen und Bewohnern und im zweiten Obergeschoss von Neubau und Altbau nochmals eine Wohngemeinschaft mit 10 Personen. Die Einzelzimmer haben 17 bis 24 Quadratmeter, jeweils zwei Zimmer teilen sich ein Bad. Ergänzend gibt es ein Pflegebad. Zu den Wohngemeinschaften gehören jeweils ein offener Koch–, Ess- und Wohnbereich und die notwendigen Funktionsräume. Der Neubau wird barrierefrei errichtet, im Altbau werden vorhandene Höhenversprünge in den Decken nivelliert, um auch im Bestand eine durchgängige Barrierefreiheit herzustellen.
Hohe Aufenthaltsqualität im Gartenbereich
Die Wohngemeinschaften im ersten und zweiten Obergeschoss haben jeweils eine großzügig verglaste Loggia, bei den Zimmern selbst wurde auf private Freibereiche (Balkon, Loggia) verzichtet. Für den Aufenthalt im Freien wird der einladende und naturbelassene Obstgarten erhalten. Einzelne Bereiche bieten zusätzliche Aufenthaltsqualitäten und Möglichkeiten für gärtnerische Betätigung. Die notwendigen PKW–Stellplätze werden außerhalb der Liegenschaft nachgewiesen.
Stadtöffentliche Aktivierung
Erd– und erstes Obergeschoss des straßenseitigen Vorderhauses werden für Begegnung und Verwaltung genutzt. Das Erdgeschoss des Altbaus – ein ehemaliger Verkaufsraum – wird stadtöffentlich aktiviert. Neben einem Treffpunkt gibt es zwei Multifunktionsräume, eine Teeküche und einen großzügigen Eingangsbereich, sodass vielfältige hausinterne und öffentliche Nutzungen für Veranstaltungen, Freizeitaktivitäten oder andere möglich werden.
Fazit
Die Stadt Eschwege stellt sich der Herausforderung, an der Nahtstelle von Städtebau, Altenhilfe und Wirtschaft neue Wege zu beschreiten. Menschen mit Pflegebedarf können im Stadthaus Brühl 6 durch die Kombination von hohen baulichen Standards und individuellen Betreuungsleistungen ein selbstbestimmtes Leben führen. Alt und Neu fügen sich zu einer kommunikativen Wohnanlage zusammen, die auch die Stadtöffentlichkeit integriert.
Projektdetails
Träger
Aufwind – Verein für seelische Gesundheit e. V.
Bremer Straße 1
37269 Eschwege
Seniorenheime Eschwege gGmbH
Vor dem Brückentor 4
37269 Eschwege
Gemeindepflege der Diakonie Eschwege Witzenhausen
Wahlhausener Straße 13
37242 Bad Sooden-Allendorf
Vorbereitung und Koordination
Magistrat der Kreisstadt Eschwege
Obermarkt 22
37269 Eschwege
unterstützt durch
BIG-STÄDTEBAU GmbH
Stadtumbaumanagement - Regionalbüro Potsdam
Mangerstraße 29
14467 Potsdam
Architekt
foundation 5+
Architekten und Landschaftsarchitekten
Karthäuserstraße 7-9
34117 Kassel
Baubeginn
Herbst 2009
Fertigstellung
Ende 2010
Gesamtkosten
2.630.000 Euro
Förderungen BMFSFJ
500.000 Euro
Fläche
- 1.850 Quadratmeter Bruttogrundfläche
- davon im Altbau 590 Quadratmeter Bruttogrundfläche
- im Neubau 1.260 Quadratmeter Bruttogrundfläche
- 1.170 Quadratmeter Nutzfläche
- davon Wohnen 870 Quadratmeter Nutzfläche
- Verwaltung 300 Quadratmeter Nutzfläche
Plätze
- 22 Plätze verteilt auf drei Wohngemeinschaften
Zusätzliche Angebote
- Begegnung
- Gemeinschaft
- Verwaltung