Förderzeitraum beendet

Haus am Kappelberg, Fellbach

Zukunftsweisende Architektur und Betreuung für Demenzkranke

Das Projekt

  • Neubau nach Abriss an selber Stelle
  • Pflegewohngruppen
  • Schwerpunkt Dementenbetreuung
  • integrativer Ansatz
  • Netzwerk unterschiedlicher Hilfesysteme
  • Einbeziehung von Angehörigen und Bürgern

Der Standort

Stettener Straße 23–25
70734 Fellbach
Baden-Württemberg
www.wohlfahrtswerk.de/haus_am_kappelberg

Nutzungskonzept

Vernetztes Dienstleistungsangebot

Das jetzige Haus am Kappelberg ist seit 1962 in Betrieb, später wurde es zu einer sogenannten dreigliedrigen Einrichtung erweitert. Nach und nach hat sich die Einrichtung vom Heim zum Dienstleistungszentrum weiterentwickelt. Durch Ergänzung und Umwandlung wurden Angebote für Tagespflege, Kurzzeitpflege, Nachtpflege und betreutes Wohnen geschaffen. Dennoch entspricht das Haus nicht mehr den heute gültigen baulichen Standards. Für die geplante Neustrukturierung des stationären Pflegebereichs — mit gerontopsychiatrischer Ausrichtung — ist daher der Abriss des veralteten Pflegeheimtraktes und ein Neubau notwendig geworden. Ziel ist es, bessere Wahlmöglichkeiten für Hilfe– und Pflegebedürftige und für Pflegende zu eröffnen: "Die Pflege der Zukunft wird auf verschiedene Schultern verteilt werden müssen. Dies erfordert ein Netzwerk stationärer, teilstationärer, ambulanter und familialer, professioneller und privater Hilfesysteme. Ziel ist es, aus einer Vielzahl unterschiedlicher Angebote Leistungspakete schnüren zu können, die sich am individuellen Bedarf der Pflegebedürftigen und der Pflegenden orientieren." (Norbert Mätzke, Einrichtungsleiter)

Differenziertes Betreuungs– und Pflegekonzept

Das Haus am Kappelberg verfolgt einen milieutherapeutischen Ansatz: "Ziel der Pflege und Betreuung Dementer kann nicht die Anpassung an ein vorgegebenes Milieu sein, sondern die Anpassung des Milieus an die Lebenssituation Dementer. Zu beachten sind insbesondere: Kleinräumigkeit, Überschaubarkeit, Tagesstrukturierung, Erwartbarkeit, Alltagsorientierung, Balance zwischen Nähe und Distanz, Orientierung an Normalität, Integration in der Gruppe, Sicherheitsempfinden." Aus diesen Anforderungen ergibt sich die Aufteilung in überschaubare Pflegewohngruppen mit 14 Bewohnerinnen und Bewohnern.

Die den Wohngruppen zugeordnete Betreuung erfolgt primär durch hauswirtschaftliches Personal, das daneben auch grundpflegerische Leistungen erbringt. Die Bewohnerinnen und Bewohner werden an diesen Tätigkeiten entsprechend ihren Wünschen und Fähigkeiten aktiv beteiligt, die Erfordernisse des Alltags stehen im Vordergrund des Tuns und des Erlebens. Die medizinisch–pflegerische Versorgung leisten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die zentral eingesetzt werden. In den Wohngruppen ist auch die Pflege Schwerstpflegebedürftiger möglich. Therapeutische Angebote finden grundsätzlich außerhalb der Wohngruppe statt. Aufgrund der Bewohnerstruktur liegt der inhaltlich–konzeptionelle Schwerpunkt im Bereich der Dementenbetreuung. Entsprechend seiner Pflegephilosophie hat sich das Haus am Kappelberg grundsätzlich für eine gemeinsame Betreuung Demenzkranker und geistig Rüstiger entschieden. Dafür sprechen insbesondere die Förderung gegenseitiger Hilfe und Akzeptanz sowie die Vermeidung jedweder potenziellen Ausgrenzung Demenzkranker.

Beteiligung von Angehörigen und engagierten Bürgerinnen und Bürgern

In die Betreuung demenziell erkrankter Bewohnerinnen und Bewohner sollen Angehörige und engagierte Bürgerinnen und Bürger aktiv einbezogen werden. Sie sollen sich sowohl bei der Alltagsgestaltung als auch bei der Pflege und Betreuung in der Wohngruppe beteiligen. Wichtiges Anliegen ist es, engagierte Bürgerinnen und Bürger möglichst früh in die Entwicklung dieses Beteiligungs–Modells einzubeziehen. Das Zusammenführen von Ressourcen aus den Bereichen Familie, bürgerschaftliches Engagement und professioneller Angebote soll zu Synergien führen, die nicht nur die Pflegesituation erleichtern, sondern vor allem die Lebenssituation der Pflegebedürftigen und der Pflegenden verbessern.

Architektur

Neubau nach Abriss

Das als Fremdkörper wirkende, veraltete Gebäude wird durch einen städtebaulich integrierten Neubau ersetzt. Die beiden fünfgeschossigen Gebäudeteile des Neubaus werden durch einen Übergang verbunden. Im Erdgeschoss sind neben den Räumen der Tagespflege die Verwaltung, Veranstaltungsräume und weiteres untergebracht, die Wohngruppen verteilen sich auf vier Obergeschosse.

Überschaubare Wohneinheiten

Die Aufteilung in spezifisch gestaltete Wohngruppen bietet die Möglichkeit, unterschiedliche Wohnmilieus zu schaffen — ein großer Vorteil gegenüber herkömmlichen Pflegeheimen. Insgesamt entstehen acht räumlich voneinander getrennte Wohngruppen — sieben für die stationäre Pflege und eine für die Kurzzeitpflege. Zu einer Wohngruppe gehören 14 Einzelzimmer, ein Wohn–Ess–Zimmer und eine separate Küche. Jeweils zwei Einzelzimmern wird ein Sanitärraum mit Dusche, Waschbecken und WC zugeordnet, in der Wohngruppe gibt es außerdem ein Bad mit separater Dusche.

Bei der baulichen Gestaltung wird auf das Prinzip der räumlichen Trennung von privatem, halböffentlichem und öffentlichem Raum Wert gelegt: Das Bewohnerzimmer ist privater Raum, Küche und Wohn–Ess–Zimmer sind halböffentlicher Raum und die Verbindungsbereiche zwischen den einzelnen Wohngruppen und Gebäudeteilen entsprechen öffentlichem Raum.

Projektdetails

Träger

Wohlfahrtswerk für Baden–Württemberg
Falkertstraße 29
70176 Stuttgart

Architekt

Wulf & Partner, Freie Architekten BDA
Charlottenstraße 29/31
70182 Stuttgart

Baubeginn

2006

Fertigstellung

Ende 2007

Gesamtkosten

2.800.000 Euro (förderfähige Teile)

Förderung BMFSFJ

767.000 Euro

Plätze

  • 124 Plätze
  • davon 98 stationäre Pflege
  • 11 Kurzzeitpflege
  • 3 Nachtpflege
  • 12 Tagespflege

darüber hinaus bietet die Gesamteinrichtung

  • 93 Apartments für betreutes Wohnen
  • 9 Plätze in einer externen Wohngemeinschaft

Zusätzliche Angebote

Ambulanter Dienst

  • Menü Mobil
  • Mittagstisch
  • Beratungsstelle
  • Kurse für pflegende Angehörige
  • "Kappelzwerge" (Betreuungsangebot für Kinder unter 3 Jahren in Kooperation mit einer Elterninitiative)