Förderzeitraum beendet

Haus am Steinnocken, Ennepetal

Kostensparendes Bauen qualitätsvoller Altenhilfeeinrichtungen

Das Projekt

  • Kombination aus Umbau und Erweiterung
  • Differenzierung in Servicewohnen und Pflegeheim
  • landschaftlich gelungene Einbindung

Der Standort

Steinnockenstraße 43
58256 Ennepetal
Nordrhein-Westfalen
https://www.johanneswerk.de/angebote/menschen-im-alter/angebot/altenheim-haus-am-steinnocken/

Nutzungskonzept

Pflegeheim und Servicewohnen in der Kleinstadt

Ennepetal ist eine Stadt mit circa 36.000 Einwohnern, die 1949 durch den Zusammenschluss von Milspe und Voerde gegründet wurde. Das Haus am Steinnocken liegt in Altenvoerde und geht auf einen 1964 errichteten und mehrfach umgebauten Altbau zurück. Nach den jetzt durchgeführten Baumaßnahmen bietet das Haus am Steinnocken im Neubau 72 stationäre Pflegeplätze (60 davon in Einzelzimmern) und im Altbau sechs Kurzzeitpflegeplätze (Einzelzimmer) und 18 Servicewohnungen mit Gemeinschaftsbereichen und einem Servicezentrum, das auch Tagespflege anbieten kann.

Das Pflegemilieu

Die Differenzierung der Pflegebereiche in Nachbarschaften und Gemeinschaften wird im Neubau verwirklicht, indem sich die Zimmer im Südteil des Hauses um einen gemeinsamen Wohn- und Essbereich gruppieren, während sie im Nordteil des Hauses als Nachbarschaft um die Treppenhalle herum angeordnet sind. Auch dieser Pflegebereich hat jedoch einen eigenen Wohn- und Essbereich und kann bei Bedarf als Gemeinschaft betrieben werden (Nutzungsoffenheit). Im Sockelgeschoss befindet sich ein weiterer nachbarschaftlicher Bereich um die Treppenhalle sowie eine Gemeinschaft in der westlichen Erweiterung, die Zugang zu einem Innenhof und zum Garten hat. Diese Gemeinschaft ist mit breiteren Türen speziell für besonders schwer pflegebedürftige Bewohnerinnen und Bewohner eingerichtet.

Die Ausarbeitung der Pflegebereiche

In Ennepetal wurden die gemeinschaftlichen Bereiche mit besonderer Aufmerksamkeit und Wohnlichkeit gestaltet. Die Wohnbereiche mit den Küchen wurden so ausgestaltet, dass das Prinzip der Hausgemeinschaft, angelehnt an bisherige Erfahrungen desselben Trägers, bestmöglich umgesetzt werden kann. Die Fassaden wurden auf der Innenseite mit Holzriegeln ergänzt, die in den Wohn-, Essräumen und Gängen von den Nutzern quasi als Regale verwendet werden und damit atmosphärisch sehr wirksam sind; dadurch konnten viele Erinnerungselemente aus dem alten Haus herübergerettet werden.

Servicewohnen im Altbau

Im Altbau wurden 18 Servicewohnungen durch Umwidmung des bisherigen Altenheims errichtet. Dazu gehört ein Servicezentrum, das die ergänzenden Pflege- und Versorgungsdienstleistungen bereitstellt. Im Servicezentrum wurde grundsätzlich auch die Möglichkeit einer Tagespflege geschaffen.

Architektur

Servicewohnen und Pflegeheim

Der erstplazierte und ausgeführte Entwurf war einer der wenigen, die das alte Pflegeheim in Servicewohnungen umgewandelt und die Pflegeheimnutzungen in einem Neubau untergebracht haben. Dadurch konnte vermieden werden, den Altbau zur Erreichung der geforderten Platzzahl aufwändig auf allen Geschossen zu erweitern und zu einem hochinstallierten Pflegeheim auszubauen. Der Neubau besteht aus einem großen, zur Straße hin dreigeschossigen Baukörper, dessen Sockelgeschoss sich zum Teil in den Bereich südlich des Altbaus erstreckt. Vertikal gliedert sich der Neubau in das geschlossen wirkende Sockelgeschoss mit Pflegebereichen, in das zurückgesetzte und verglaste Erdgeschoss mit den öffentlichen Nutzungen und der Produktionsküche und in zwei Obergeschosse mit Pflegebereichen.

Der Altbau wurde vom Zweibünder zum Einbünder umgebaut und hat dadurch einen Gang mit Nordlicht erhalten. Alt- und Neubau sind durch einen verglasten Verbindungsgang miteinander verbunden; der Neubau hat die Geschosshöhen des Altbaus übernommen.

Neubau:

  • Untergeschoss: Haustechnik
  • Sockelgeschoss: je ein Pflegebereich Nachbarschaft und Gemeinschaft
  • Erdgeschoss: Foyer, Büro Verwaltung, Personalräume, Produktionsküche, Cafeteria
  • Zwei Obergeschosse: je ein Pflegebereich Nachbarschaft und Gemeinschaft

Altbau:

  • Sockelgeschoss: Servicezentrum, Verwaltung, Personalräume, Wirtschaftsräume
  • Erdgeschoss: Kurzzeitpflege, Servicewohnen
  • Zwei Obergeschosse: Servicewohnen

Die Treppenhalle

Zentrales bauliches Element des Neubaus ist die verglaste Treppenhalle, die das sehr tiefe Gebäude mit Licht und Luft versorgt und zugleich der vertikalen Erschließung mit Treppe und Aufzug dient. Es wird mit angesaugter Luft von der Gartenseite versorgt, die von dieser Halle aus in die Gänge und in die Zimmer und Nasszellen strömt. Dadurch wird außerdem die Orientierung im Gebäude erleichtert und eine angenehme Lichtstimmung geschaffen.

Das Türelement

Für die stationären Pflegebereiche im Neubau wurde je eine Nasszelle für zwei Plätze gebaut. Der Vorraum zwischen den beiden Zimmern und der Nasszelle wurde durch ein Element vom Gang getrennt, das für Luft und Licht durchlässig sein und keinen eigenständigen Raum mit speziellen Lüftungs- und Brandschutzanforderungen begrenzen sollte. Zugleich sollte aber ein gewisser Sichtschutz für die Bewohnerinnen und Bewohner auf dem Weg vom Zimmer zum Bad gegeben sein. Dazu wurde ein möbelartiges Objekt mit einer Tür und einer Garderobe auf der Innenseite entwickelt.

Optimierungen

Nach einem zunächst teuren ersten Ausschreibungspaket wurden umfangreiche Änderungen an der Planung des Neubaus vorgenommen; unter anderem wurden die Technikräume in das zweite Untergeschoss verlagert und die Personalräume in das Erdgeschoss. Die Holzbekleidung der Fassade der Obergeschosse musste aus brandschutzrechtlichen Gründen durch eine Faserzementplattenfassade ersetzt werden.

Landschaftliche Einbindung

Die große Geste des Neubaus mit dem auf schrägen Stützen nach Süden auskragenden Baukörper konnte landschaftlich differenziert eingebunden werden; die Obstwiesen im unteren Grundstücksbereich konnten wiederhergestellt, parallel zum Altbau konnte ein ansprechender Weg entlang des Sockelgeschosses und einer Trockenmauer geschaffen werden. Der kleine Innenhof, der vom Gemeinschaftsbereich im Sockelgeschoss aus zugänglich ist, wurde mit einem Brunnen und einer einladenden Atmosphäre ausgestattet.

Fazit

Besonders gelungene Synthese der Modernisierung eines Altbaubestandes (Umwidmung in altengerechte Wohnungen) mit einem angrenzenden, zukunftsweisend gestalteten Neubau. Effektive und wirtschaftliche Zuordnung der verschiedenen Nutzungsarten in die Baukörper. Einbettung eines modernen und anspruchsvollen Projekts in ein Grundstück mit Hanglage.

Projektdetails

Träger

Heimverband der Inneren Mission in Bielefeld e. V.
im Evangelischen Johanneswerk e. V.
Schildescher Straße 101
33611 Bielefeld

Architekt

Architektur.Stadtplanung Prof. Dr. Schneider & Co GmbH
Bad Meinberger Straße 1
32760 Detmold

Projektbegleitung

Projektgemeinschaft Sozialplanung in Baden-Württemberg und GUS Architekten · Ingenieure
Johannesstraße 71
70176 Stuttgart

Fertigstellung Neubau

Oktober 2001

Fertigstellung Altbau

Dezember 2002

Gesamtkosten

  • 6.587.900 Euro (Pflegeheim)
  • 84.460 Euro (pro Platz)
  • 2.365.000 Euro (Servicewohnen)
  • 8.952.900 Euro (gesamt)

Förderung BMFSFJ

  • 2.216.450 Euro

Fläche

  • 3.771 Quadratmeter Architektur (Pflegeheim)
  • 48,3 Quadratmeter Architektur pro Platz
  • 1.857 Quadratmeter Architektur (Servicewohnen)
  • 5.628 Quadratmeter Architektur (gesamt)

Plätze

  • 72 stationäre Pflegeplätze (Neubau)
  • 6 Kurzzeitpflegeplätze (Altbau)

Zusätzliche Angebote

  • 18 Servicewohnungen mit Gemeinschaftsbereichen und Servicezentrum/Tagespflege (Altbau)