Wie wollen wir künftig wohnen?

Fachtagung des Deutschen Vereins diskutiert die Themen Wohnraummobilisierung und neue Wohnformen

Wohnraum, Wohnumfeld und Quartiere bedarfsgerecht zu gestalten und neue Herausforderungen auch als Chance zu ergreifen – das waren wesentliche Anliegen der vom Deutschen Verein für öffentliche und private Fürsorge e. V. ausgerichteten Fachveranstaltung, die vom 24. bis 25. März 2022 in digitaler Form stattgefunden hat. Sie stand unter dem Titel "Wie wollen wir künftig wohnen? Weiterentwicklung kommunaler Strategien zur Wohnraummobilisierung und der Gestaltung neuer Wohnformen."

Kommunen sind der zentrale Ort für den Lebensalltag der Menschen, für Arbeit, Freizeit und Begegnung – und für das Wohnen. Angesichts der demografischen Entwicklungen sei es eine umso bedeutendere Aufgabe, Lebens- und Wohnumgebungen alters- und generationengerecht zu gestalten. Gemeinden, Städte und Landkreise gehen bereits in vielen Fällen mit gutem Beispiel voran und leisten Beachtliches – und verdienen dabei auch Unterstützung.

Hildegund Ernst, Leiterin des Referats "Wohnen im Alter" im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, stellte in ihrem Vortrag das aktuelle Modellprogramm "Leben wie gewohnt" vor. Gefördert werden Projekte, die in beispielgebender Form Selbstbestimmung und Eigenständigkeit mit sozialen Kontakten und einem Miteinander der Menschen verbinden. Schwerpunkte des Programms sind gemeinschaftliches und inklusives Wohnen, Mobilität und Teilhabe und der Einsatz technischer und digitaler Hilfen.

Ein Beispiel ist die Förderung der Gemeinde Vrees im niedersächsischen Emsland, die Menschen auch im hohen Alter, bei Einschränkungen oder Pflegebedarf einen Verbleib in ihrem vertrauten Wohnumfeld ermöglichen will – und dabei auch auf digitale Innovationen, Kommunikationstechnik und Vernetzung mit Pflege- und sozialen Angeboten setzt. Ein weiteres Beispiel ist die Gemeinde Kirrweiler in Rheinland-Pfalz, die gemeinsam mit einem Siedlungswerk und einer Stiftung ein modernes gemeinschaftliches Wohnangebot in der Mitte des Ortes plant und entwickelt.

Weitere Referentinnen und Referenten unterstrichen ihrerseits den Stellenwert der Kommunen für eine gelingende Daseinsvorsorge und eine Beteiligung der Menschen an Prozessen und Projekten, die ihre persönliche Lebenssituation betreffen. Dr. Romy Reimer von der Bundesvereinigung Forum Gemeinschaftliches Wohnen sprach über gemeinwohlorientiertes Planen und Bauen und stellte die Initiative "WIN – Wissen, Informationen und Netzwerke" vor, die Praxisinformationen zur Planung und Gründung gemeinschaftlicher Wohnprojekte vermittelt. Sören Gahrmann von der Berliner Mietergenossenschaft SelbstBau erläuterte das genossenschaftliche Wirken gerade bei der Sanierung von Altbauten und die Kooperation mit den jeweiligen Partnerinnen und Partnern, etwa bei dem vom BMFSFJ unterstützten Gemeinschaftsprojekt "Hof Prädikow". Das vom BMFSFJ geförderte Projekt "Zukunftswerkstatt Kommunen - Attraktiv im Wandel" stellte Winnie Rüter vor. Es unterstützt Kommunen, den demografischen Wandel als Chance anzunehmen und aktiv zu gestalten. Vorgestellt wurden ferner die Projekte "Nils – Wohnen im Quartier" in Kaiserslautern durch Gabriele Gehm und "Bezahlbares Wohnen durch lokale Akteurinnen und Akteure" in Lingen durch Lothar Schreinemacher. Moderiert wurde die Veranstaltung von Uwe Hellwig vom Deutschen Verein.

Ansätze, Wohnraum zu mobilisieren und Bauland auf kommunaler Ebene bereitzustellen, diskutierte in der vergangenen Legislaturperiode bereits die Wohnraumoffensive von Bund, Ländern und Kommunen. Als ein Ergebnis ermöglicht das im Juni 2021 vom Deutschen Bundestag verabschiedete Baulandmobilisierungsgesetz zum Beispiel die Aufstellung sogenannter "sektoraler Bebauungspläne" zur gezielten Festlegung von Flächen für Wohnbebauung. Auch der aktuelle Koalitionsvertrag richtet den Blick auf das Zusammenwirken der Akteurinnen und Akteure rund um das Wohnen, etwa bei der Stärkung quartiernaher innovativer Wohnformen und des altersgerechten Wohnens, der Schaffung lebendiger öffentlicher Räume und dem Thema Barriereabbau.

Weitere Informationen

Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge
www.deutscher-verein.de

Bundesvereinigung Forum Gemeinschaftliches Wohnen
verein.fgw-ev.de

Zukunftswerkstatt Kommunen – Attraktiv im Wandel
www.zukunftswerkstatt-kommunen.de