Hintergrund: Demografischer Wandel
Auswirkungen einer älter werdenden Gesellschaft auf den Bereich Bauen und Wohnen
Mit dem Begriff des demografischen Wandels werden mehrere Veränderungen in der Zusammensetzung der Bevölkerung zusammengefasst:
- Die Lebenserwartung steigt, die Älteren leben länger.
- Auf Grund niedriger Geburtenraten geht die Kinderzahl zurück.
- Der Anteil älterer Menschen an der Gesamtbevölkerung erhöht sich: Nach den Daten des Statistischen Bundesamtes sind schon heute knapp 22 Prozent der Menschen 65 Jahre oder älter, in zwanzig Jahren werden es 30 Prozent sein.
- Immer mehr ältere Menschen leben und wohnen ohne Familienangehörige in der Nähe.
- Die Zahl der Menschen mit Migrationshintergrund nimmt zu.
Der demografische Wandel ist nicht ungewöhnlich für eine moderne Gesellschaft und findet ähnlich auch in anderen Ländern statt. Er wirkt sich auf viele Politikfelder aus: vom Kindergartenbau über die Rentenpolitik bis hin zum Bauen und Wohnen.
Gute Lebens- und Wohnverhältnisse im Alter
Zufriedenheit, Wohlergehen und Glück haben viel damit zu tun, ob die Menschen sich in ihrem Wohnumfeld wohlfühlen und sich mit ihrem Wohnort oder Wohnviertel identifizieren. Denn Wohnen umfasst auch die Umgebung: die Nachbarschaft, Kontakte und Unterstützung, die gesamte Infrastruktur. In einer Gesellschaft, in der sich die Gewichte zwischen Jung und Alt verschieben, bleibt es umso wichtiger, dass Jüngere und Ältere Kontakt haben, einander helfen, zusammenhalten. Das Wohnviertel spielt dabei eine entscheidende Rolle.
Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend will mit seinen Programmen und Maßnahmen den demografischen Wandel aktiv gestalten und die darin liegenden Chancen nutzen. Ziel ist es, dass alle Generationen in Deutschland gute Lebens- und Wohnverhältnisse haben. Ältere Menschen sollen in besonderer Weise unterstützt werden, damit sie möglichst lange ihr Leben selbstständig und unabhängig führen und am gemeinschaftlichen Leben teilhaben können.
Wohnsituation von Frauen im Alter
Durch die Zunahme verschiedener, alternativer Lebensformen von Menschen im mittleren und höheren Alter, wie Partnerlosigkeit, Kinderlosigkeit, nichteheliche Partnerschaften, nacheheliche Partnerschaften und Folgeehen, könnte auf viele ältere Menschen das Problem zukommen, über keine ausreichende partnerschaftliche oder familiäre Unterstützung zu verfügen – auf Frauen vor allem, weil sie verwitwet sind. Darüber hinaus bewirken die unterschiedliche Lebenserwartung, aber auch geschlechtsspezifische Unterschiede im Krankheitsspektrum und -verlauf, dass Frauen und Männer unterschiedlich pflege- und hilfebedürftig werden.
Da ältere Frauen häufiger alleine leben als ältere Männer, kann es bei Pflege- und Unterstützungsbedarf für diese Frauen schneller notwendig werden, Hilfe von außen in Anspruch zu nehmen. Nur 20,7% der Männer der Altersgruppe ab 65 leben allein in einem Haushalt. Bei Frauen dieser Altersgruppe sind es hingegen 44,6% (Quelle: Statistisches Bundesamt, Die Generation 65+ in Deutschland).
Demgegenüber werden die pflegebedürftigen Männer zunächst häufig von ihren Frauen / Partnerinnen versorgt. Die Mobilität und räumliche Entfernung von Kindern sowie die zunehmende Erwerbstätigkeit von Töchtern führt dazu, dass der Wunsch, solange wie möglich in der eigenen Wohnung zu verbleiben, auf abnehmende familiäre Möglichkeiten trifft, entsprechende Hilfe und Unterstützung im Bedarfsfall zu übernehmen.
Zusätzliche Informationen finden Sie hier:
- Erster Gleichstellungsbericht - Neue Wege-Gleiche Chancen - Gleichstellung von Frauen und Männern im Lebensverlauf
www.bmfsfj.de/bmfsfj/service/publikationen/erster-gleichstellungsbericht--neue-wege---gleiche-chancen-80428
- 2. Atlas zur Gleichstellung von Frauen und Männern in Deutschland
www.bmfsfj.de/bmfsfj/service/publikationen/2--atlas-zur-gleichstellung-von-frauen-und-maennern-in-deutschland-82774
- 3. Atlas zur Gleichstellung von Frauen und Männern in Deutschland
https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/service/publikationen/3--atlas-zur-gleichstellung-von-frauen-und-maennern-in-deutschland-114010
- Gutachten zum zweiten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung
www.gleichstellungsbericht.de/de/topic/2.zweiter-gleichstellungsbericht-der-bundesregierung.html
Altersgerechte Anpassung des Wohnraums
Gerade bei der Gestaltung und Anpassung altersgerechter Wohnungen, Stadtviertel und Regionen stellt der demografische Wandel die gesamte Gesellschaft vor neue Aufgaben. Denn die zunehmende Lebensdauer führt auch zu veränderten Anforderungen an den Wohnraum. Trotz des medizinischen Fortschritts nehmen körperliche Einschränkungen im höheren Alter zu. Der Wohnalltag wird beschwerlicher. Wer so lange wie möglich in der gewohnten Umgebung bleiben will, ist auf eine bedarfsgerechte Wohnung, möglichst frei von Barrieren, angewiesen.
Der Wohnungsbestand in Deutschland muss daher mittel- bis langfristig an die Bedürfnisse älterer Menschen angepasst werden. Der Bedarf an altersgerechten Wohnungen ist sowohl aktuell als auch zukünftig deutlich höher zu veranschlagen, als die vorhandenen 0,7 Millionen weitgehend barrierefreien Wohneinheiten, in denen ältere Menschen leben. Wenn für alle älteren Menschen mit Bewegungseinschränkung entsprechende Wohnungsangebote zur Verfügung stehen sollen, entspricht das einem zusätzlichen Bedarf von mindestens 2,9 Millionen weitestgehend barrierefreien Wohnungen bis zum Jahr 2030 (Quelle: Studie "Bestandsersatz 2.0 - Potenziale und Chancen" der Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen e. V. vom Februar 2016. Hier verfügbar).