Fachtagung "Potenziale gemeinschaftlicher Wohnformen – eine Bilanz"

Am 5. November fand im Umweltforum Berlin die Fachtagung Potenziale gemeinschaftlicher Wohnformen – eine Bilanz des FORUM Gemeinschaftliches Wohnen e. V. und des Bundesfamilienministeriums  statt. Die Fachtagung war zugleich Abschlussveranstaltung des Bundesmodellprogramms "Gemeinschaftlich wohnen, selbstbestimmt leben" und der Pilotphase "Häusliches Wohnen stärken, pflegende Angehörige entlasten", die beide vom BMFSFJ gefördert und vom FORUM als Regiestelle koordiniert und fachlich begleitet wurden.

Rund hundert Teilnehmerinnen und Teilnehmer – neben Vertreterinnen und Vertretern der Modellprojekte auch zahlreiche Fachleute aus den Bereichen der Sozial-, Pflege- und Wohnungswirtschaft, aus Politik und Wissenschaft – nutzten die Tagung, um sich über die Projekterfahrungen und -ergebnisse auszutauschen, in zwei Fachworkshops vertiefend zu diskutieren und den Blick dabei nicht nur zurück, sondern auch nach vorne zu richten.

So betonten Prof. Dr. Matthias von Schwanenflügel, Leiter der Abteilung Demografischer Wandel, Ältere Menschen, Wohlfahrtspflege im BMFSFJ, und der Erste Vorsitzende des FORUM, Dr. Josef Bura, in ihren Grußworten den wachsenden Bedarf an Wohn- und Pflegealternativen wie sie in den Modelprojekten realisiert wurden, und damit verbunden deren gesellschaftspolitische Bedeutung und Vorbildcharakter. Beide dankten den Projekten für ihr Engagement.

Wie beeindruckend vielfältig das Innovationspotenzial der verschiedenen Projekte ist, zeigte die Projektleiterin des Modellprogramms beim FORUM, Dr. Romy Reimer, in ihrem Einführungsvortrag auf. Inhaltlich stand dabei die Frage nach dem Beitrag gemeinschaftlicher Wohnprojekte zur Quartiers- und Dorfentwicklung und der möglichen Synergieeffekte auf dem Weg hin zu einer generationengerechten, inklusiven Kommune im Mittelpunkt.

"Mehr Lebensqualität durch Teilhabe, Selbstbestimmung und soziale Integration" war auch das Kernthema des Hauptvortrags von Prof. Dr. Dehne von Hochschule Neubrandenburg. Er führte vor Augen, wie schwierig dieses Ziel angesichts des demographischen Wandels gerade für Kommunen im ländlichen Raum zu erreichen ist; stellte aber auch gute Beispiele aus Kommunen vor, die sich bereits auf bestem Wege zu einer "Solidarischen Gemeinschaft" befinden.

An Runden Tischen diskutierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer anschließend aus Sicht der Projekte, wie die Einbindung ins Quartier nachhaltig gelingen kann – welcher Strategie, welcher Kooperationen und Akteure es dafür bedarf. Einmal mehr wurde dabei klar: Bürgerschaftliches Engagement und der (kommunal)politische Wille sind zwei entscheidende Faktoren; ersteres zu verstetigen und letzteren konsequent umzusetzen, bleibt die große Herausforderung.

Die zwei am Nachmittag parallel stattfinden Workshops waren inhaltlich auf jeweils eines der beiden Förderprogramme ausgerichtet:
Um die passende Finanzierungsstrategie – von grundsätzlichen Überlegungen, über mögliche Komponenten bis hin zu Detailfragen der Umsetzung – ging es beim Thema "Finanzierungsoptionen – Kreativität und Vielfalt nutzen". Dr. Anja Nelle vom Berliner Institut für Stadtforschung und Strukturpolitik (IfS) und Thomas Schmidt vom Modellprojekt Gesellschaftshaus Greifswald: Wohnprojekt im Zentrum bürgerschaftlichen Engagements stießen mit ihren Impulsvorträgen eine intensive Diskussion an, bei der sich in einem Punkt alle einig waren: In professionelle Beratung und Begleitung zu investieren, macht sich bezahlt. Und: Sie bundesweit zu fördern, wäre ein echter Gewinn. Weitere Empfehlungen zielten auf bessere Förderkonditionen, insbesondere für junge Wohnungsbaugenossenschaften ab.

"Pflege auf Zeit – Modelle der Zukunft?" lautete die Fragestellung in Workshop 2. "Unbedingt" war die einhellige Antwort der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. In ihrem Impulsreferat legte Nina Gust von der Hamburger Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz (BVG) dar, dass und warum Pflegewohnungen auf Zeit ein wichtiger Baustein "resilienter" Quartiere sind: Quartiere, die sich an die demografische Entwicklung anpassen, aber auch auf unvorhersehbare akute Bedarfe ihrer Bewohnerinnen und Bewohner flexibel reagieren können. Wie dies in der Praxis durch gute Kooperationen gelingen kann, erläuterte Wolfgang Janzen von der Ambulante Pflege Sankt Markus in der Martha Stiftung gGmbH am Beispiel der Quartiersentwicklung Spannskamp in Hamburg-Stellingen.

Die Tagung endete mit einem Schlusswort von Dr. Barbara Hoffmann, Leiterin des Referats Wohnen im Alter im BMFSFJ. Sie hob hervor, dass das Modellprogramm bereits jetzt positive Wirkung gezeigt habe, beispielsweise durch die Erweiterung und Verstetigung der KfW-Förderung für Gemeinschaftsräume im Rahmen des Programms "Altersgerecht umbauen". Gleichzeitig machte sie klar, dass noch Vieles zu tun bleibt: "Wir werden aus den im Austausch mit Ihnen gewonnenen Erkenntnissen Handlungsempfehlungen formulieren und wir freuen uns, wenn wir auch künftig im Austausch bleiben", lautete ihre Botschaft an die Projekte.