Brücken bauen

Amerikanisch-deutscher Fachdialog zu Demografie, Wohnen und Pflege

Auf Einladung der Stiftung German Marshall Fund (GMF) fanden sich am 2. März 2022 Vertreterinnen und Vertreter des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), des U.S. Department of Health and Human Services (HHS) und des U.S. Department of Housing and Urban Development (HUD) zu einem digitalen Fachaustausch zusammen. Die Veranstaltung mit dem Titel "Bridging Health, Housing and Generations" diente dem Ziel, Projekte vorzustellen, Erfahrungen auszutauschen und voneinander zu lernen.

Der Leiter der Abteilung "Demografischer Wandel, Ältere Menschen, Wohlfahrtspflege" im BMFSFJ, Prof. Dr. Matthias von Schwanenflügel, erläuterte in seinem Vortrag die Bedeutung gemeinschaftlicher und generationenübergreifender Wohnformen für ein selbstbestimmtes Leben im Alter, für Teilhabe und Miteinander. Er spannte bei der Vorstellung der Initiativen des BMFSFJ einen breiten Bogen - von dem 2009 gestarteten Programm "Wohnen für (Mehr) Generationen – Gemeinschaft stärken, Quartier beleben" über Maßnahmen des sozialen Wohnens, zu Nachbarschaftshilfe und sozialen Dienstleistungen bis zu aktuellen Projekten wie der Beratungsplattform WIN (Wissen, Information und Netzwerke für gemeinschaftliches Wohnen) und dem Programm "Leben wie gewohnt". Von amerikanischer Seite nahmen an dem Event teil: Emily Rosenoff, Direktorin in dem für Planung und Evaluation zuständigen Amt im Ministerium für Gesundheit und soziale Dienste (HHS), und Dr. Calvin Johnson, stellvertretender Leiter des Amtes für Forschung, Evaluation und Monitoring im Ministerium für Wohnen und Stadtentwicklung (HUD). Sie stellten Projekte und Studien aus ihren jeweiligen Bereichen vor. Ein wichtiges Augenmerk galt dabei folgenden Themen: Koordination von Serviceangeboten rund um das Wohnen, Organisation der (medizinischen) Pflege und Wiedereingliederung von Menschen in das häusliche Umfeld nach dem Aufenthalt etwa in einem Krankenhaus oder Pflegeheim.

Einig waren sich die Vortragenden darin, dass gerade in Zeiten der Pandemie, aber auch der Individualisierung und der Alterung der Bevölkerung das Wohnen noch einmal einen besonderen Stellenwert erhält und dass gemeinschaftliches Wohnen auch zur Vermeidung von Vereinsamung und sozialer Isolation beiträgt. Eine funktionierende Nachbarschaft unter Einbeziehung von Freiwilligen, soziale Kommunikation und Interaktion seien Eckpfeiler für ein aktives Leben, für Zusammenhalt und gegen Ausgrenzung. Ein modernes Verständnis von Gemeinschaft und Inklusion müsse neben dem Thema Behinderung auch das Thema Alter einbeziehen und einer Trennung von Altersgruppen und Generationen entgegenwirken. Gerade dem gemeinschaftlichen und generationenübergreifenden Wohnen komme hierbei eine hohe Bedeutung zu, kombiniert mit Hilfen, die Menschen bei der Aufrechterhaltung eines selbstbestimmten Lebens auch im Alter unterstützen. Dies könnten ambulante Pflegeangebote sein, aber auch Service- oder hauswirtschaftliche Leistungen oder ein Mittagstisch, bei dem man sich trifft und austauscht und der auch Menschen mit niedrigem Einkommen einbezieht. Auch technische und digitale Hilfen seien wichtige Bausteine zur Unterstützung von Eigenständigkeit, aber auch von sozialen Kontakten.

Das Onlinemeeting geht zurück auf einen Besuch des German Marshall Fund und der Harvard Universität im Oktober 2019 in Deutschland. Die Meldung hierzu finden Sie hier.

Seinerzeit informierte sich die Delegation im Rahmen eines Forschungsauftrags zum generationenverbindenden Wohnen über Projekte des Wohnens und der Quartiersentwicklung unter anderem in Berlin und in Hannover. Der Austausch wurde nun fortgesetzt – und soll damit auch nicht abgeschlossen werden. „It's not the end, it's a beginning“, brachte es die Tagungsmoderatorin Anne Marie Brady auf den Punkt und kündigte für das Jahresende einen weiteren Fachdialog an, dann vermutlich bereits mit Ergebnissen des Forschungsprojekts.

Hier finden Sie die Meldung in englischer Sprache.

Here you will find the news message in English.

Weitere Informationen von amerikanischer Seite

Studie ASPE: Unterstützung und Dienstleistungen zuhause – Evaluation (Englisch)
aspe.hhs.gov/reports/support-services-home-sash-evaluation-sash-evaluation-findings-2010-2016-0

Das IWISH – Projekt: Integrated Wellness in supportive Housing (Englisch)  
www.huduser.gov/portal/IWISH_Evaluation.html

German Marshall Fund – Bereich Stadtentwicklung (Englisch)  
www.gmfus.org/gmf-cities

Harvard Universität – Institut für Wohnungsfragen (Englisch)   
www.jchs.harvard.edu

Weitere Informationen von deutscher Seite

Bundesvereinigung Forum Gemeinschaftliches Wohnen
verein.fgw-ev.de

BMFSFJ-Themenseite "Zuhause im Alter"
www.bmfsfj.de/bmfsfj/themen/aeltere-menschen/zuhause-im-alter

Kurzdokumentation Programm "Wohnen für (Mehr)Generationen – Gemeinschaft stärken, Quartier beleben" 2009 – 2012  
www.bmfsfj.de/bmfsfj/service/publikationen/wohnen-fuer-mehr-generationen-gemeinschaft-staerken-quartier-beleben-77504

Meldung vom 9. März 2020 mit näheren Informationen zum Forschungsprojekt
Amerikanische Analyse im Programm "Wohnen für (Mehr)Generationen"