Casablanca in Greifswald

Gemeinschaftsprojekt STRAZE mit vorbildlicher Verbindung von Wohnen, Kultur und zivilgesellschaftlichem Engagement

Montag ist Kinotag in der STRAZE. In Kooperation mit dem Filmclub Casablanca zeigt das multifunktionale Projekt in der Stralsunder Straße in Greifswald zu diesem Termin Filme, die in der Regel nicht in den großen Kinos zu sehen sind. Oft in der Originalsprache, mit deutschen Untertiteln und zu Themen, die eher mit leiseren Tönen Zeitgeschichte und Politik ansprechen. Das ist nur ein Beispiel des vielfältigen Engagements, das heute von dem denkmalgeschützten Gebäude ausgeht, das 1847 als "Konzert- und Gesellschaftshaus" entstanden und 2020 wiedereröffnet worden ist - nach Jahren des Leerstands und einer Sanierung, an der sich in erheblichem Umfang die späteren Nutzerinnen und Nutzer selbst beteiligt haben.

Heute - rund vier Jahre später - ist die STRAZE eine Marke geworden, auch wenn das ihrem Selbstverständnis vermutlich nicht entspricht. Sie ist Anlaufstelle für Information, Beratung, Soziokultur und Begegnung. Die Gruppe eines studentischen Theaterfestivals hat hier ebenso ihren Platz wie queere Antidiskriminierungsarbeit, Bildungsangebote für Alt und Jung, Vereinsarbeit und eine offene Nähwerkstatt nebst Reparaturcafé, die im Sinne der Nachhaltigkeit das retten sollen, was zu retten ist. Ein von der UNESCO gefördertes Projekt widmete sich der Aufarbeitung der Kolonialvergangenheit Deutschlands auch mit künstlerischen Mitteln. Durchgeführt wurde es durch junge Menschen des Bundesfreiwilligendienstes, zu dem es in der STRAZE eine Beratungsstelle gibt.

Architektonisch beeindruckt die STRAZE durch seine schonende Bauweise und vor allem durch den alten Emporen-Saal aus der Zeit des Spätklassizismus, der sich zum beliebten Veranstaltungsort, auch für private Feiern, entwickelte. So gab es 2023 in der STRAZE insgesamt rund 1.000 Veranstaltungen mit etwa 30.000 Besucherinnen und Besuchern.

Und nicht zu vergessen: Auf einer Fläche von circa 1.000 Quadratmetern bietet die STRAZE rund 30 Menschen Wohnraum – gemeinschaftsorientiert, bezahlbar und mit den heutzutage oft nachgefragten kleinen Wohnungen und Apartments. Thomas Schmidt, der das Konzept der STRAZE von Anfang an mitgestaltet hat: "Es ist toll, so ein historisches Gesellschaftshaus nutzen zu dürfen. Das Wohnprojekt ist der Kern davon, was das Haus heute ausstrahlt. Das Miteinander und das Engagement machen Spaß. Wir freuen uns, dass wir uns bei sozialen und gesellschaftlichen Fragen einbringen und ein offenes Haus geworden sind." Diese Ansätze waren es auch, die das Bundesfamilienministerium dazu bewogen haben, die STRAZE in das bis 2019 laufende Programm "Gemeinschaftlich wohnen, selbstbestimmt leben" aufzunehmen und zu fördern. Heute zeigt sich: Die Investitionen haben sich gelohnt, den Mitstreiterinnen und Mitstreitern der STRAZE ist auch für die nächsten Jahre Beharrlichkeit, Glück und Erfolg zu wünschen.

Weitere Informationen

Die STRAZE in Greifswald: straze.de

Ausführliche Vorstellung der STRAZE – Daten, Fakten, Architektur:
www.netzwerk-immovielien.de/immovielien/straze-greifswald

Modellprogramm "Gemeinschaftlich wohnen, selbstbestimmt leben" (bis 2019)

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